Mitten in Gröbenzell:Universalamt Vereinsreferent

Der 13. Experte im Gemeinderat ist unverzichtbar

Von GERHARD EISENKOLB

Auch wenn manche beim Wort Verein verächtlich die Nase rümpfen, sind diese für ein Gemeinwesen wie eine Kommune unverzichtbar. Da in Vereinen alle Macht von den Mitgliedern ausgeht, stehen sie, wenn sie funktionieren, zudem beispielhaft für gelebte Graswurzeldemokratie. Junge Menschen können hier viel lernen, was im Berufsleben gefragt ist. Insbesondere Teamgeist. Kommunalpolitiker wissen um diese Bedeutung der Vereine. Deshalb leistet sich die Gemeinde Gröbenzell neben zwölf anderen Referenten auch einen dreizehnten: den Vereins- und Feuerwehrreferenten, der für die Anliegen von weit mehr als hundert Vereinen zuständig ist. Aber wie wirkt ein solcher Vereinsreferent? Liegt hier etwa, da nur der Titel vergeben wird, ein weiteres Versäumnis der Gemeinde vor? Eines kann der Vereinsreferent nämlich sicher nicht leisten: alle Jahresversammlungen von mehr als hundert Vereinen besuchen. Vor diesem Hintergrund forderte die CSU-Fraktionsvorsitzende Brigitte Böttger, die lange Zeit selbst sehr erfolgreich als Kulturreferentin wirkte, jüngst eine Klärung der Aufgabenverteilung der Referenten. Um Missverständnisse zu vermeiden, wie sie beteuerte. Die ehemalige Kulturreferentin erinnerte an die Übereinkunft, dass der Kulturreferent für die Kulturvereine zuständig sei und der Sportreferent eben für die Sportvereine. Bezogen auf den Vereinsreferenten suchte die CSU-Sprecherin zur Vermeidung von Doppelzuständigkeiten nach einer entsprechenden Regelung. Peter Falk (SPD) warnte davor, etwas zu regeln, was nicht zu regeln sei. Schließlich bestimmt jeder der ehrenamtlichen Referenten seine Tätigkeit selbst.

Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) bewies einmal mehr, dass er Probleme pragmatisch angeht und nicht viel von Reglementierungen hält. Er erhob das Vereinsreferat einfach zur Aufgabe aller Gemeinderäte. Damit ist jeder Gemeinderat zugleich auch Vereinsreferent. "Der gesamte Gemeinderat ist immer willkommen", meinte Schäfer in Anspielung darauf, wer die Gemeinde bei den Vereinen vertreten solle. Damit wäre Christian Finkenzeller (CSU) als Vereinsreferent, der sich in der Debatte selbst nicht zu Wort meldete, wenigstens nicht mehr allein gelassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: