Mitten in Germering:Geschenktes Geld

Wohin mit den Penunzen? Das fragen sich die Germeringer, seit sie zwei Millionen Euro mehr in ihrer Stadtkasse "gefunden" haben

Von Andreas Ostermeier

Zu den Erlebnissen, die selten vorkommen, aber große Freude auslösen, gehört es, wenn man in der Tasche einer frisch aus der Waschmaschine gezogenen Hose einen Geldschein findet. Der ist dann ein bisschen ausgebleicht und nicht mehr ganz farbecht. Aber das spielt keine Rolle. Geld, mit dem man nicht gerechnet hat, ist geschenktes Geld und lässt einen sofort an den persönlichen Wunschzettel denken. Für was gebe ich den Schein aus?, fragt sich der Finder. Und auch wenn der Nennwert des Scheins nicht groß ist, gefundenes Geld zählt gefühlt mindestens doppelt so viel, wie auf dem Schein steht.

Ganz ähnlich geht es gegenwärtig der Stadt Germering. Denn sie hat mehr Geld als vermutet. Das Geld hat sie sozusagen auf ihren Konten gefunden. Diese sind zwar nicht gewaschen worden, doch es hat mehr Einnahmen auf sie gespült, als die Stadtkämmerer erwartet haben. Um genau zu sein: Es handelt sich um gut zwei Millionen Euro mehr. Davon können die meisten Kämmerer in Deutschland nur träumen. Denn ihre Realität wird oftmals von Albträumen bestimmt, in denen sie nicht zu viele Millionen haben, sondern viel zu wenige.

Man muss sich die Mitarbeiter der Germeringer Kämmerei also als glückliche Menschen vorstellen. Zwei Millionen Euro - das ist richtig viel. Da hatten wohl alle schnell den kommunalen Wunschzettel vor Augen. Auf dem steht der Erwerb von Grund und Boden ganz oben. Weil die Stadt wenig eigene Flächen hat, vor allem wenig unbebaute. Also erfüllt sie sich jetzt einen Wunsch und kauft Immobilien und Grund für etwa 3,6 Millionen Euro. Hoppla! Da stimmt doch was nicht. Zwei Millionen einnehmen und 3,6 ausgeben. Wie geht das denn? Nun, Germering spart bei der Rückzahlung von Schulden. Statt das Geld einem Gläubiger zu geben, leistet sich die Stadt lieber Haus und Grund. Die Schuldentilgung muss warten. Das gelingt derzeit auch nicht allen. Glückliches Germering!

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: