Mitten in Germering:Das Stadtbild braucht ein Update

Ohne regelmäßige Updates veraltet man im digitalen Zeitalter schneller, als man schauen kann. Manchmal aber ist auch das Internet veraltet

Von Andreas Ostermeier

Weil im Zeitalter des Computers alles immer up to date sein muss, ist das Update erfunden worden. Diese Aktualisierung soll die Nutzer der Digitalwelt vor dem Schlimmsten bewahren, was im Online-Universum möglich ist: veraltet zu sein. Deshalb ist die ständige Aktualisierung nötig. Zunächst war es Aufgabe der Updates, Computersoftware aufzufrischen, in dem sie die Neuerungen der Entwickler in die Programme der Benutzer transferieren. Später gab es auch Updates für Datenbanken, Sicherheitssysteme oder Autos. Die Fahrzeuge schreckten ihre Fahrer auf, die Armaturen zeigten blinkende Rotlichter und die Fahrzeuge blieben liegen, wenn die Software veraltet war.

Aber nicht nur Software veraltet, auch technische Lösungen veralten, das Wissen wird von neuen Erkenntnissen überholt, Stadtbilder verlieren ihre Aktualität. Zum Beispiel durch den Bau neuer Häuser oder die Umgestaltung von Plätzen. Ist solches passiert, benötigt auch das Stadtbild ein Update. Um derartige Updates kümmert sich Google. Der Konzern lässt zu diesem Zweck Autos durch die Städte fahren, die - ausgerüstet mit Kameras - jede Fassade, jeden Platz und jeden Bürgersteig ablichten.

Auf diese Art entstehen ständig neue Digitalaufnahmen, die sich unter Google Maps oder Google Street View finden lassen. Die Aufnahmen lassen sich in 2 D anschauen, also als Draufsicht auf eine Ansiedelung, oder in 3 D, was ein räumliches Anschauen der fotografierten Gebäude und Straßenzüge fast vom Erdbodenniveau aus möglich macht. Germering braucht so ein Update. Durch den Umbau im vergangenen Sommer hat sich der Kleine Stachus ziemlich verändert. Wo zuvor viel Asphaltfläche für die Autos gewesen ist, befinden sich nun gepflasterte Flächen für Fußgänger, Stühle und Tische eines Cafés sowie ein Brunnen.

Wer sich das Luftbild Germerings ansieht, nicht als Plan, sondern in der Earth-Darstellung, blickt aber nicht auf einen Brunnen, gepflasterte Flächen oder Tische und Stühle eines Cafés, sondern er schaut in ein großes Loch. Das Loch ist die Baustelle am Kleinen Stachus. Gut zu erkennen sind ein gelber Bagger und ein rotes Baustellenfahrzeug sowie die Randsteine, die den künftigen Verlauf der Straße markieren. Auch sieht man, wie das Schwarz des Asphalts abbricht und vom Braun der aufgegrabenen Erde abgelöst wird. In Google-Maps-Germering sind Sommerferien, die des Jahres 2015. Gearbeitet wird auch weiter nördlich. Dort, an der Steinbergstraße entstehen gerade zwei große Gebäude. Zu erkennen sind halb fertige Häuser nebst der Einrichtung einer Baustelle. In der Realität sind die beiden Gebäude längst fertig. Google muss also wieder ran. Das Update-Foto, das die Firma während der Bauarbeiten gemacht hat, ist nicht mehr up to date. Es ist von der Realität überholt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: