Mitten in Fürstenfeldbruck:Unzugänglicher Briefkasten

Früher kannten Postboten jede Adresse. Im Zeitalter von GPS ist dieses Wissen verloren gegangen

Von Florian J. Haamann

Mechanisierte Zustellbasis der Deutschen Post DHL in Unterschleißheim, 2015

Zwar werden Pakete mittlerweile maschinell sortiert, zugestellt werden sie aber immernoch von Menschen. Das klappt nicht immer reibungslos.

(Foto: Lukas Barth)

Ja, Fürstenfeldbruck wächst und wächst, und selbst für Einheimische wird es immer schwerer, sich hier ohne Karte und GPS-Ortungsgerät zurecht zu finden. So gibt es bereits erste Berichte von unbedarften Besuchern, die sich wagemutig in den verschlungenen Brucker Westen getraut haben - und nie wieder von dort zurückgekehrt sind. Selbst Anwohner sollen schon in der Dunkelheit dabei beobachtet worden sein, wie sie verzweifelt und leicht verwirrt nach dem Eingang zu ihrem Haus gesucht haben. In all dieser Orientierungslosigkeit gibt es aber eine Konstante, eine Gruppe, an die man sich immer wenden kann, weil sie jede Straße, jedes Haus, ach was, jeden Briefkasten, selbst mit verbundenen Augen findet: die Post- und Paketboten. Aber in diesen Tagen gerät auch diese Gewissheit ins Wanken.

Tagelange wartete jüngst ein Bewohner der Abt-Anselm-Straße sehnsüchtig auf ein Paket. Das einzige, was er nach einiger Zeit bekam, war eine Nachricht. Man habe das Paket nicht persönlich zustellen können und außerdem sei kein Zugang zum Hausbriefkasten möglich gewesen, lässt die Post darin wissen. Das Paket könne nun aber in einer Filiale abgeholt werden. Jeder, der dieses großzügige Angebot schon einmal selbst annehmen durfte, weiß, welche Freude einen am überfüllten Schalter erwartet.

Der Empfänger betont übrigens in seiner Antwort an die Post, dass sowohl seine Frau zum betreffenden Zeitpunkt zu Hause, als auch der Briefkasten zugänglich gewesen sei. Er erinnert dann noch nostalgisch an Zeiten, in denen ein Zusteller, der das Gebiet nicht kennt, eben bei den Nachbarn gefragt habe, wo er den Briefkasten denn finden könne. Doch vorbei sind die Zeiten, in denen Service bei der Post nichts war, was man als zusätzliche Leistung buchen und bezahlen musste. Und so bleibt nur noch eine Frage zu beantworten: Wie hat die Post dem Empfänger die Nachricht über den unzugänglichen Briefkasten eigentlich überbracht? Nun, ganz einfach. Ein über diese Tatsache nicht in Kenntnis gesetzter Postbote hat das Schreiben einfach in den Kasten eingeworfen.

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