Mitten in Fürstenfeldbruck:Unerwartete Freizeit

Elf Tagesordnungspunkte in zehn Minuten abgearbeitet: Die Kreisräte stellen einen Rekord auf

Kolumne von Heike A. Batzer

Das dicke Zahlenwerk haben sie bereits aus dem Dezember verbannt. Über ihren Haushalt wollen die Mitglieder des Fürstenfeldbrucker Kreistags erst im neuen Jahr befinden, das nimmt Druck aus der Weihnachtszeit, in der jeder so viel beschäftigt ist mit Geschenke kaufen und Lametta aufhängen. Ein paar wegweisende Entscheidungen für den Landkreis müssen dennoch getroffen werden kurz vor Jahresschluss, auch wenn die anwesenden 57 Kreisrätinnen und Kreisräte am Montagnachmittag nur wenig Lust verspüren, thematisch einzusteigen.

Landrat Thomas Karmasin eröffnet die letzte Sitzung 2017 so superpünktlich, wie er das immer tut, als etliche Kreisräte gerade erst den Sitzungssaal betreten und mancher wie Michael Schrodi, der neu gewählte Abgeordnete der SPD, nach der Rückkehr von Bundestag und Parteitag Gesprächsbedarf mit den alten Kollegen in der Heimat hat und noch an anderen Tischen zugange ist. Eine gewisse Unruhe erfüllt den Raum, Karmasin aber bleibt bei seiner Routine, arbeitet Punkt für Punkt auf der Agenda ab. Wortmeldungen gibt es keine, fast alles einstimmig.

"Es ist sehr laut im Raum", fällt dann UBV-Kreisrat und Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer auf, der seinen Sitzplatz ziemlich weit hinten hat. Karmasin nimmt die Einlassung amüsiert zur Kenntnis und lässt Schäfer wissen: "Mich stört's nicht, aber wenn Sie's stört, freut's mich, wenn Sie's abstellen." Darauf kontert Schäfer, dass das "Ihre Aufgabe ist, meine noch nicht". Dass sie trotz des allgemeinen Lärmpegels mit mindestens einem Ohr zugehört haben, beweisen die Kreisräte mit einem unüberhörbaren kollektiven Schmunzeln über das Wörtchen "noch". Nun ist die Aufmerksamkeit hergestellt, der Sitzungsverlauf kann noch einmal beschleunigt werden. Nach zehn Minuten sind elf Tagesordnungspunkte abgearbeitet - das macht 55 Sekunden für jeden und dürfte Rekord sein in der Kreistagsabstimmungshistorie. Blöd nur, dass das gemeinsame Weihnachtsessen aller Kreisräte erst abends um sechs beginnt. Was sollen sie nun anfangen mit so viel unerwarteter Freizeit?

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