Mitten in Fürstenfeldbruck:Spaltpilz Feuerwehr

Der Frieden im Stadtrat und die Einheit Fürstenfeldrucks haben ihren Preis

Von Stefan Salger

Ulrich Schmetz ist im Sitzungssaal des Brucker Rathauses zwar in die zweite Reihe der SPD-Fraktion gerückt. Doch auch von dort lassen sich trefflich fein dosierte Wortgefechte mit den Schwarzen führen. Einer der Lieblingsgegner ist CSU-Vorderbänkler Andreas Lohde, mit dem Schmetz regelmäßig mit einer Prise Ironie die Klingen kreuzt. Letztens im Stadtrat aber passt plötzlich kein Blatt mehr zwischen beide. Und eine Kollegin von der BBV, die sich arglos in der Rolle jenes Blatts versucht, wird prompt verbal in die Zange genommen: Es geht um die Anschaffung eines Löschgruppenfahrzeugs (LF 10) für die Feuerwehr Puch. Irene Weinbergs politische Erfahrung reicht noch nicht allzu lange zurück. Sie sitzt erst seit 2014 für die BBV im Stadtrat. Deshalb setzt sie frischfreifröhlich und augenzwinkernd an: So ein neues Feuerwehrauto sei ja vielleicht doch eher was für Männer, die es in der Arbeit nicht aushielten. Und überhaupt, mit Blick auf die gut 300 000 Euro: Wäre es nicht besser, die benachbarten Pucher und Brucker Feuerwehren "zusammenzule...?"

Der Rest des Satzes geht im Geraune, Stöhnen und Ächzen aus allen Ecken des Saals unter. Feuerwehrreferent Lohde und der erfahrene Widerpart aus dem roten Lager blühen synchron auf. Lohde hebt an zur Brandrede, in die er den lebensnotwendigen Brandschutz reinpackt und die Bedeutung kurzer Ausrückzeiten und die Arbeit der Ehrenamtlichen und die Nachwuchsprobleme und den Umstand, dass die Feuerwehr "schon längst keine Spaßveranstaltung mehr ist". Schmetz gesteht Weinberg "die Gnade der späten Geburt" zu, die ihr möglicherweise die Geburtswehen der Gebietsreform in den Siebzigerjahren erspart hat. Damals blieben im Landkreis von 59 Gemeinden noch zwölf sowie zwei Verwaltungsgemeinschaften übrig. Der bayerische Innenminister und Fürstenfeldbrucker Stimmkreisabgeordnete Alfred Seidl habe den Feuerwehren ausdrücklich eine Bestandsgarantie gegeben. Das mit den Feuerwehren sei sogar im Eingemeindungsvertrag fixiert worden.

Der Oberbürgermeister assistiert: Die Zahl der Feuerwehren in Bruck, Puch und Aich sei noch überschaubar, habe Maisach doch deren sieben. Erich Raffs Botschaft: Man könnte der Pucher Wehr schon ihr neues LF 10 verweigern. Aber dann müsste man halt mit der Unabhängigkeitserklärung der ländlichen Ortsteile von Puch und Aich rechnen. Katalanische Verhältnisse? Sezession? Dieses Pulverfass auf vermintem Feuerwehr-Feld will Irene Weinberg nicht aufmachen und hebt flugs die Hand - voilà, einstimmiger Beschluss: Die Pucher Wehr bekommt ihr Auto. Der Frieden im Stadtrat und die Einheit Fürstenfeldrucks haben halt ihren Preis.

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