Mitten in Fürstenfeldbruck:Prima Klima nur in der Kutsche

Dem Brucker Stadtrat fehlt ganz offenbar noch ein Referent für Betriebsklima und Sprachkultur

Kolumne Von Stefan Salger

Die Energiewende ist in Bruck regelmäßig ein Thema. Vor allem, weil es mit Alexa Zierl (Die Partei und Frei) eine rührige Klimaschutzreferentin gibt, die regelmäßig und ausführlich anmahnt, auch bei diesem oder jenem Bauprojekt zu prüfen, ob sich nicht eine Photovoltaikanlage lohne, mit der für den Eigenbedarf Strom erzeugt werden könnte. Einige Stadträte lassen die vorhersehbaren Wortmeldungen mit Leidensmiene über sich ergehen. Vor allem bei einem lösen sie fast einen Pawlow'schen Reflex aus. "De scho wieda" murrt dann CSU-Bauexperte Hans Schilling, verdreht die Augen und meldet erst mal Zweifel an, ob das alles kostendeckend sei. Atmosphärische Störungen, obwohl beide doch erst bei der Leonhardifahrt Ende Oktober die selbe Kutsche geteilt und scheinbar frohgemut und einträchtig den Bürgern am Wegesrand zugewunken haben. Das Schicksal oder besser der Kutschenbelegungsplan hatte sie dem Truhenwagen der Marthabrauerei zugewiesen.

Im Sitzungssaal des Rathauses sitzen Zierl und Schilling zwar nicht mehr auf Samt, dafür aber weiter auseinander. Vielleicht auch deshalb ist nichts mehr zu sehen von Einmütigkeit. So wie letztens im Bauausschuss: Um endlosen Debatten vorzubeugen, hat die Verwaltung die Prüfung einer Photovoltaikanlage für den geplanten Hort Am Sulzbogen vorsorglich schon in den Beschlussvorschlag geschrieben. Die unendliche Debatte "um des Kaisers Bart" (Christian Stangl, Grüne) folgt dennoch. Sie mündet in den Beschluss, den entsprechenden Absatz ganz zu streichen. Auch Zierl stimmt zu, nachdem die Verwaltung zugesichert hatte, das mit der Photovoltaikanlage auch ohne ausdrücklichen Auftrag zu prüfen.

Bruck baut eigene Häuser in Passivbauweise und steht beim Klimaschutz ordentlich da. Vielleicht sollte der Stadtrat noch eine Referentin für Betriebsklima und Sprachkultur ernennen. Birgitta Klemenz, Referentin für Kultur und Brauchtum, die mit ihrem ruhigen Wesen als Streitschlichterin das Zeug für den Job hätte, hat die erste Chance freilich verstreichen lassen: Bei der Leonhardifahrt ließ sie die Kutsche der Stadtratskollegen links liegen und fuhr mit OB und Hoher Geistlichkeit in einer von zehn Pferden gezogenen Kutsche. Da ging was voran. So einen Zehnspänner würde man mancher Stadtratsdebatte auch wünschen.

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