Mitten in Fürstenfeldbruck:Polizei nimmt Spinne fest

Spinnenausstellung Kassel

Auf eine Vogelspinne wie diese waren die Helfer in Fürstenfeldbruck eingestellt, doch vor Ort etwartete sie dann ein ganz besonderes Exemplar.

(Foto: dpa)

Polizei und Feuerwehr sind nicht nur des Menschen Freund und Helfer, sondern sie kümmern sich immer häufiger auch im Tiere. Am Dienstagmorgen bekamen sie es mit einer ganz besonderen Spezies zu tun.

Von Stefan Salger

Metzger und Bäcker haben akute Nachwuchsprobleme. Manchmal heißt es sogar, diese traditionsreichen Handwerke seien vom Aussterben bedroht, stünden also auf der Roten Liste. Ähnlich ergeht es dem einst hoch angesehenen Kammerjäger, auch als Exterminator, Desinfektor oder Schädlingsbekämpfer bekannt. Vor elf Jahren wurde der in Deutschland als Ausbildungsberuf anerkannt. Und schon steht er wieder auf der Kippe.

Denn in unserer klinisch reinen Welt bleibt Schaben, Flöhen, Zecken, Milben, Mäusen, Ratten, Schlangen oder Spinnen kaum noch ein Refugium. Dass man Rattenfänger fast nur noch aus dem Märchen kennt, mag auch daran liegen, dass Berufe einem gewissen Wandel unterliegen. Heute ist die Jagd verpönt. In Tieren werden Freunde gesehen, ihre Rettung fällt in den Aufgabenbereich der Feuerwehr.

Schlängelt sich irgendwo eine aus einem Terrarium geflüchtete Boa-Constrictor-Würgeschlange herum, wie vor zwei Jahren in einem Wald bei Fürstenfeldbruck, wird also schnell die 110 oder 112 gewählt. So auch am Dienstag in der Früh. Um kurz nach 6 Uhr meldet eine verängstigte Frau eine Vogelspinne im Rinnstein am Straßenrand. Die Lebensräume der haarigen Achtbeiner sind vorrangig tropische bis subtropische Klimazonen.

Mit Eimer und Deckel machen sich die Helfer auf den Weg

Aber seit Anbeginn des Klimawandels wundert einen ja nichts mehr. Zu spaßen ist mit den handtellergroßen Tieren nicht: Ihre Bisse sind schmerzhaft, bei asiatischen oder afrikanischen Gattungen können sie Muskelkrämpfe und Benommenheit auslösen. Weil es in der Kreisstadt an natürlichen Feinden wie Skorpionen, Mungos und Wanderameisen fehlt, schlüpfen die Freunde und Helfer sowie die Retter in der Not in diese Rolle - Polizisten und fünf Feuerwehrmänner, darunter Kommandant Michael Ott, bringen sich in Stellung. Mitgebracht haben die längst routinierten, ziemlich coolen Tierretter einen Eimer nebst Deckel. Vielleicht handelt es sich hier ja um eine Mexikanische Rotbein-Vogelspinne. Die steht auf der Roten Liste und darf nicht einfach abgemurkst werden.

Das scheint die Spinne zu wissen. Jedenfalls bleibt sie in aller Seelenruhe am Straßenrand sitzen und betrachtet den Aufmarsch der Rettungskräfte. Aus großen Gummiaugen. Letztlich verschwindet das täuschend echt wirkende Spielzeugtier, das der Frau einen solchen Schrecken eingejagt hat, im Streifenwagen. Mit seiner Hilfe ließe sich mancher Rowdy vermutlich wirkungsvoller in die Flucht schlagen als mit Pfefferspray.

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