Mitten in Fürstenfeldbruck:Kurz vorm Hammelsprung

Eine Abstimmung über die Abstimmung zur Einführung der Bio-Tonne wird im Kreistag zur Geduldsprobe

Von Heike A. Batzer

Manchmal geht es in politischen Gremien ja zunächst darum, ob das, was auf der Tagesordnung steht, auch da bleiben oder lieber auf einen anderen Tag verschoben werden soll. Dafür kann es gute Gründe geben, zum Beispiel, dass noch nicht genügend Erkenntnisse vorliegen, um eine Abwägung vornehmen und eine Entscheidung fällen zu können.

Grünen-Kreisrat Martin Runge wollte jüngst im Kreistag den geplanten Beschluss zur Einführung eines Biotönnchens absetzen. Ohne Gebührensatzung - die zu einem anderen Zeitpunkt auf der Agenda stehen sollte - mache das keinen Sinn, sagt Runge. Außerdem könnte sich bei der Diskussion ergeben, dass man für den Biomüll vielleicht doch einen größeren Behälter bräuchte. Was nun? Absetzen oder beibehalten? Entscheiden oder nur diskutieren? Bloßes Debattieren schätzt Sitzungsleiter und Landrat Thomas Karmasin (CSU) jedoch nicht: "Für mich persönlich", wirft er deshalb ein, "ist eine Diskussion ohne Beschluss der Albtraum". Nun nimmt der Unterhaltungswert der Sitzung Fahrt auf, erst recht, als die Abstimmung über die Absetzung des Tagesordnungspunktes ansteht. Es deutet sich an, dass vor allem CSU- und Grünen-Kreisräte das Thema gerne zu einem späteren Zeitpunkt behandeln möchten, woraufhin Karmasin "ein erstes schwarz-grünes Bündnis" zu erkennen glaubt. Es wird munter, Gelächter im Saal.

Dann bereitet auch noch das Abzählen der Handzeichen ungewohnte Mühe, die Abstimmung muss wiederholt werden. "Ich hoffe, wir können die Formalie ohne Hammelsprung abarbeiten", kommentiert Karmasin süffisant. Beim Hammelsprung dokumentieren Abgeordnete ihr Abstimmungsverhalten, indem sie durch verschiedene Türen gehen. Die Methode wird dann angewandt, wenn die Akklamation kein eindeutiges Ergebnis zeitigt. So weit muss der Kreistag von Fürstenfeldbruck jedoch nicht gehen. Bei der zweiten Zählung klappt es: 26 Kreisräte sind für die Absetzung, 29 dagegen. Das Ergebnis ist bekannt, das Tönnchen beschlossene Sache.

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