Mitten in Fürstenfeldbruck:Die rechte Hand des Busfahrers

Mitten in Fürstenfeldbruck: Statt S-Bahn: Vom Brucker Bahnhof geht es mit dem Bus nach Pasing - selbst mit einem Fahrgast.

Statt S-Bahn: Vom Brucker Bahnhof geht es mit dem Bus nach Pasing - selbst mit einem Fahrgast.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine nächtliche Fahrt mit dem Schienenersatzverkehr kann lehrreich sein

Von Sebastian Mayr

Der Schienenersatzverkehr kann lehrreich sein. Und nein, dies soll kein Klagelied über Dörfer, Sträßchen und unerwartete Umwege sein, die man bei einer Fahrt aus Fürstenfeldbruck nach München erlebt. Es geht um Technik, um gefahrene Kilometer und um sehr viel Diesel.

"Wo willst du hin?", fragt der Fahrer des Busses, der seine Türen schon geschlossen hat. Auf die Antwort "Pasing" hin grummelt er wenig Erfreutes und lässt die hydraulische Vordertür wieder aufschwingen. Der Bus hat keine weiteren Fahrgäste und im Losfahren fragt der Fahrer: "Hast du es eilig?" Der Tank ist fast leer, er reicht nicht mehr bis zum Schichtende. Bis dahin muss der Ersatzverkehr von Bruck nach Pasing noch einmal zurück und dann wieder in die Stadt. Wenn ihm unterwegs, mit Fahrgästen, der Sprit ausginge, wäre das doch arg peinlich, findet der Mann im hellblauen Hemd. Die Tankstelle liegt ohnehin auf der Strecke, kurz vor der Endstation. Also fahren wir tanken.

Der Bus ist nicht nach dem Gusto seines Fahrers. Eine alte Mühle, nicht einmal einen Kaffeebecherhalter gibt es am Fahrersitz. Die Busse, die der Fahrer sonst lenkt, sind besser, bequemer, übersichtlicher. Und die Klimaanlage funktioniert in den modernen Fahrzeugen auch vernünftiger als in diesem. Dann der Verbrauch! Rund 250 Liter Diesel fasst der Tank, mindestens 45 braucht er für 100 Kilometer. 45 Liter also für zweimal Pasing-Bruck und zurück. Knapp 30 Euro kostet allein der Sprit, um den einzelnen Fahrgast am späten Abend in die Stadt zu kutschieren. Immerhin sind die Straßen frei, erklärt der Fahrer, der zuletzt in München Ersatzbusse steuern musste.

An der Tankstelle steigt der Fahrgast aus. Einen normalen Wagen in eine Parklücke winken ist eine Sache. Einen Reisebus mit 80 Sitzplätzen zur richtigen Position zu lotsen, ist ungleich spaßiger. Gemächlich rinnt der Diesel in den riesigen Bauch des S-Bahn-Ersatzes. Zehn Minuten später wird bezahlt. Da muss auch der Kilometerstand aufgeschrieben werden. Der Fahrgast, längst zur rechten Hand des Straßenkapitäns geworden, hat ihn notiert und darf ihn nun vorlesen: 676 337. Sogar der Tankwart staunt.

Dann geht es weiter, die letzten Augenblicke bis zum Pasinger Bahnhof. Schade eigentlich, dass in nicht einmal zwei Wochen die S-Bahn wieder fährt. Lektionen wie diese lassen sich da kaum erleben.

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