Mitten in Fürstenfeldbruck:Die FDP und die Asche

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Warum ein Mittwoch kein Donnerstag werden sollte

Von CHRISTIAN HUFNAGEL

Das mit dem Fasching zieht sich ja bekanntlich in schöner Regelmäßigkeit ganz schön hin. Am 11. November wird er losgelassen, um erst einmal hinter der Besinnlichkeit Ruhe geben zu müssen, dann der terminbestimmten knalligen Ausgelassenheit des Jahreswechsels den Vortritt zu lassen, ehe er sich Tag um Tag mehr in den Vordergrund drängen darf, bis am Faschingsdienstag alle emotionalen Dämme brechen, die berühmte Sau rausgelassen wird - und sogleich auch verendet. Die Öffentlichkeit erlebt das auch im Landkreis - etwa in Olching und Mammendorf - mit allerlei bunten Umzügen und sich anschließenden Partys. Um Mitternacht ist es wieder vorbei, das Narrentum verbirgt sich fortan wieder hinter der Maske des gesellschaftsgerechten Verhaltens.

Auch wenn es zwischen zwei Eckpunkten recht vage bleibt, der Fasching ist Beispiel dafür, wie ein Datum Verhalten und Stimmung des Menschen lenkt. Andere sind sogar gänzlich punktgenau: Ostern, Allerheiligen, Halloween oder der Weltgebetstag der Frauen. Letztgenannter findet an diesem Freitag statt und nimmt in fast allen Pfarreien im Landkreis mit zentralen ökumenischen Gottesdiensten Gestalt an. Das gemeinsame Beten franst aber nicht über andere Tage hinweg aus - wie der Osterhase auch nicht am Karfreitag die Eier versteckt oder horrormäßig verkleidete Kinder am 6. Dezember den Nikolaus anbetteln. Nein, auf diese Daten ist Verlass. Sie geben einem noch Halt und bringen einen gefühlsmäßig nicht ins Schleudern wie etwa Lebkuchen, die die Supermärkte bereits im Sommer in die Regale stellen.

In diesem Sinne ein verlässlicher Gemütsgeselle war auch der Aschermittwoch. Der Gläubige erhält sein Kreuz aus der Asche verbrannter Palmzweige auf die Stirn, der Parteigänger darf sich abends auf eine saftige Abrechnung mit dem politischen Gegner freuen. Die Eichenauer CSU wie die Kreis-SPD halten sich an diese Tradition und nehmen sich auf ihren Veranstaltungen Niedrigzinspolitik, Brexit und Rente vor. Nur der Kreis-FDP ist wohl kein Brauch heilig. Sie sprengt den vertrauten Rahmen und erhofft sich vermutlich mehr Aufmerksamkeit. Die Liberalen kreieren einen "Ascherdonnerstag" und laden eben an diesem ins Brucker Romantikhotel, um dort die Antwort auf eine zentrale Frage zu finden: "Was steht Deutschland bevor?" Nun, in jedem Fall eine Menge Asche auf die Häupter der FDP.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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