Mitten in Fürstenfeldbruck:Die Erscheinung des Brünnleins

Warum Oberbürgermeister Klaus Pleil letztens fast der Schlag getroffen hätte

Von Stefan Salger

Bürgermeister haben es nicht leicht. Sie sind oft nicht nur rund um die Uhr und auch an Wochenenden im Einsatz, müssen morgens mit Experten konferieren, nachmittags Goldenen Hochzeitspaaren Geschenkkörbe liefern und abends Ausschuss-Sitzungen leiten. Ein Bürgermeister ist ein Mädchen für alles, ein Hans Dampf in allen Gassen. Zudem muss er ein wandelndes Lexikon sein. Wie aus einem Brunnen muss das Wissen auf Knopfdruck heraussprudeln, wenn der Bürger, der politische Kontrahent oder der Zeitungsfuzzi ihn fragt, was es mit Gott und der Welt, den Schlaglöchern in der Schulstraße oder den Abwassergebühren auf sich hat. Routinierte Bürgermeister flüchten sich dann gerne in diplomatisch-wolkige Formulierungen und fragen heimlich in der ihnen treu ergebenen Verwaltung nach. Brucks Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) hält nichts von Routine und übertriebener Diplomatie. Letztens, so erzählt er offen im Stadtrat, sei er mit dem Radl am Geschwister-Scholl-Platz vorbeigefahren. Auf der als Betonwüste gescholtenen Fläche soll, das muss man wissen, in Kürze ein prächtiger, beleuchteter Brunnen mit Bodendüsen und einem Durchmesser von neun Metern angelegt werden - um Aufenthaltsqualität zu schaffen. Nach jahrelangen Debatten hatte sich der Stadtrat unter dem Beifall des OB aufs Konzept geeinigt. Und dann steht Pleil letztens am Platz und es trifft ihn schier der Schlag: Sakradi, da gibt's ja schon einen Brunnen! Macht es Sinn, da jetzt überhaupt noch einen anderen zu bauen? Hochnotpeinlich sei ihm das alles, räumt er ein und sieht aus, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen.

Klaus Wollenberg von der FDP, eher dem Lager der politischen Kontrahenten zuzurechnen, richtet den OB wieder auf. Der kleine Wasserspender sei ja auch jeden Winter und wegen der Umbaumaßnahmen nun ganz besonders lange eingemottet worden. Es soll nun an einen anderen Ort umziehen. Ausgerechnet einem Vertreter der sonst treuen und geduldigen Stadtverwaltung aber platzt angesichts des unentschlossenen Chefs der Kragen. Der Bauamtsleiter bekommt einen roten Kopf und warnt eindringlich davor, nach jahrelanger und teurer Vorarbeit das ganze Konzept wieder aufzuschnüren. Was so ein plötzlich aus der Versenkung auftauchendes Brünnlein alles bewirken kann.

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