Mitten in Fürstenfeldbruck:Die doppelte Eröffnung

Für die bayerische Schulkinowoche fällt gleich zweimal die erste Klappe

Kolumne Von Florian J. Hamann

Und plötzlich sind alle nervös. Die 200 Schüler im Kinosaal, weil sie sowieso schon eine halbe Stunde warten, die Moderatorin, weil ihr langsam die Fragen und Gesprächspartner ausgehen. Das Problem: Kultusminister Bernd Sibler ist weit und breit noch nicht zu sehen. Dabei soll er doch die Schulkinowoche eröffnen. Es ist die bayernweite Auftaktveranstaltung, die Öffentlichkeit ist geladen, ein Pflichttermin für einen Minister. Dessen Zeitplan ist eng getaktet: 8.45 bis 9.15 Uhr Eröffnung, anschließend 45 Minuten Podiumsgespräch und dann im Eiltempo zurück nach München, um elf Uhr warten im Landtag die Sieger eines Schülerzeitungswettbewerbs.

Doch bereits um halb neun ist klar, der Minister steht auf der Autobahn im Stau, Verspätung mindestens eine halbe Stunde. Irgendwann geht es dann trotzdem in den Kinosaal, die Moderatorin versucht die Wartezeit mit Gesprächen mit anderen Beteiligten zu überbrücken. Irgendwann heißt es dann, in fünf Minuten ist der Minister da - was sich fünf Minuten später allerdings als Fake-News herausstellt. Und so fällt die Moderatorin eine mutige Entscheidung. Ein anderer muss die Veranstaltung mit der Filmklappe eröffnen. Und so trifft es den höchsten Anwesenden des Kultusministeriums: Ministerialdirigent Walter Gremm, der offenbar mit einem anderen Verkehrsmittel als sein Minister angereist ist. Der tritt routiniert auf die Bühne, sagt ein paar kluge Sätze und kriegt dann die Klappe in die Hand. Mit Blick in die Objektive der Fotografen klappt er grinsend zu. Eröffnung gerettet, die Vorführung beginnt.

Doch kaum ist der Tross der Offiziellen im Foyer angekommen, rauscht er die Treppe hoch, der eigentliche Gastgeber der Party, Minister Sibler. Was nun? Aufgeregt springt eine Helferin in Richtung Saal, mit den Worten "ich hole ein paar Kinder". Sichtlich erfreut, dass sie nicht weiter den Film schauen dürfen und dafür ein Foto mit dem Minister machen sollen, stapfen kurz darauf einige Schüler nach draußen. Vor den aufgebauten Werbebannern gehen sie in Position, davor stellt sich Sibler mit der ebenfalls herbeigeschafften Klappe auf und auch die Fotografen nehmen noch einmal Aufstellung.

Sibler grinst mindestens so professionell wie sein Ministerialdirigent vor wenigen Minuten, die Kameras klicken, die Blitze blitzen. Und zack ist die Projektwoche eröffnet - ein zweites Mal.

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