Mitten in Fürstenfeldbruck:Der Imperativ der Badesaison

Am Donnerstag unternehmen die Bademeister ihren Betriebsausflug. Eigentlich müsste man sich darüber aufregen, doch an dem Tag soll es viel regnen

Von Peter Bierl

Das Ampertal wie das gesamte Voralpenland sind immer noch landschaftlich reizvoll, auch wenn wir uns seit Jahrzehnten alle Mühe geben, es durch Siedlungen, Gewerbegebiete, Straßen und Aussiedlerhöfe zu verhunzen. Wohnen, wo andere Urlaub machen, könnte der Slogan sein, wenn Werbung nötig wäre. Vom Klimawandel dürften wir noch profitieren, während andere absaufen oder verdursten, denn es wird wärmer, und bislang sind die schönen Sommertage doch arg knapp bemessen. Wenn es optimal läuft, dauert die Badesaison gerade mal fünf Monate, abzüglich von gefühlt viel zu vielen Regentagen. In dieser viel zu kurzen Zeit sollte man einfach mal Arbeit und Schule schwänzen, die Badehose einpacken und Seen und Freibäder aufsuchen.

Leider verträgt sich solcher Hedonismus nicht mit dem Kantschen kategorischen Imperativ, wonach man nur das tun soll, von dem man wollen kann, dass es alle anderen auch machen. Was aber würde passieren, wenn etwa Lokomotivführer oder Bademeister nicht zur Arbeit erschienen? Die Pendler von der Bahn sind ja gestählt, aber die Badegäste wären empört, stünden sie vor verschlossenen Türen. Leider geil - gerade bei dem Wetter, dachten sich indes die Verantwortlichen der Brucker Stadtwerke. Das Freibad der Amperoase wird an diesem Donnerstag wegen eines Betriebsausflugs dicht gemacht. Das Hallenbad wird sowieso gerade überholt und ist noch bis zum 28. Juli geschlossen.

Auf die Nachfrage, warum Bademeister ihr Team-Building nicht außerhalb der Saison, in den langen Monaten des Winterhalbjahres, betreiben können, hieß es, die wollten schließlich ihren Kurztrip auch nicht in der "hässlichen Jahreszeit" abhalten. Irgendwie verständlich und durchaus im Sinne der Ethik des Königsberger Philosophen. Schließlich gibt es ja noch ein paar andere Badegelegenheiten im Landkreis und entlang der Amper. Außerdem sind für Donnerstag ergiebige Schauer und Gewitter angesagt. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit liegt bei 80 Prozent. An dem Tag können also alle anderen getrost ihrer Arbeit nachgehen.

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