Mitten in Fürstenfeldbruck:Der doppelte Schlachthof

Warum es sinnvoll ist, mehr als die Schlagzeile zu lesen

Von Florian J. Haamann

Es ist eine furchtbare Nachricht für die Jugendkultur in Fürstenfeldbruck: Der Schlachthof schließt. Jahrelang hat es in dem historischen Gebäude auf der Lände Konzerte und Feiern gegeben, für ganze Generationen war es der einzige Ort, an dem Jugendliche in der Stadt etwas erleben konnten. Dort entstanden Freundschaften, Ehen, Musikerkarrieren. Klar, nicht alles war immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Jahrelang war darum gestritten worden, wann die Stadt nun endlich die überfälligen Sanierungsarbeiten in Auftrag gibt, die sie schon so lange verspricht. Arbeiten, die nötig sind, damit das Gebäude ordnungsgemäß genutzt werden kann. Jahrelang war außerdem unklar, wie lange die Subkultur dort eigentlich bleiben darf, weil die Nutzung stets ein Provisorium war. Doch nun scheint all dies Geschichte zu sein. Ein Video, ein Skandal, eine Überschrift in der Süddeutschen Zeitung: "Der Schlachthof in Fürstenfeldbruck stellt Betrieb ein." Es ist ein Schock, ein Albtraum, der Todesstoß der Jugendkultur. So kurz vor der Bürgermeisterwahl, ohne Diskussion, einfach so, nur wegen ein paar Tierschützern.

Auch bei den jungen Internetnutzern löste die Nachricht Bestürzung aus. Aline Pronnet, die Vorsitzende der Subkultur, berichtet von verzweifelten Nachrichten mit Texten wie "Krass, dass das jetzt auf einmal so schnell ging. Wieso?", "Hey! Voll kacke dass ihr zumachen müsst." und "WHAT??? Was geht dann eigentlich ab? War das am Samstag jetzt echt die letzte Veranstaltung?".

"Nanu", mag sich der aufmerksame Leser nun denken, geht es bei der ganzen Geschichte jetzt doch nicht um den Schlachthof in der Hasenheide, den, in dem Tiere geschlachtet werden? Ihnen sei gesagt: Doch, geht es natürlich, bei der Subkultur ist alles wie gehabt. Und all jenen, die bei Facebook nur eine Schlagzeile und nicht den dazugehörigen Text gelesen haben, bevor sie ihren Emotionen Ausdruck verliehen haben, sei der Kommentar der Subkultur selbst ans Herz gelegt: "Nein, liebe Leser, es handelt sich NICHT um den Alten Schlachthof und die SUBKULTUR. Lest bitte erst den Artikel, bevor ihr unserer Vorsitzenden wegen der Schlagzeile entgeisterte Nachrichten schreibt."

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