Wer als Erster im Ziel ist, hat gewonnen. So läuft das im Sport. Und weil Politik auch irgendwie Sport ist und jeder Politiker der erste sein möchte, der seine Botschaft unters Volk bringt, kommt es unter den Stimmkreisabgeordneten aus dem Landkreis bisweilen zu regelrechten Wettrennen. Im übertragenen Sinne freilich, weil sie sich den sportlichen Wettstreit bekanntlich in Worten liefern. Auch bei den Medien will jeder von ihnen als Erster punkten. Diesmal nahmen das Rennen auf: Herbert Kränzlein aus Eichenau, ehemaliger Bürgermeister von Puchheim und nun Landtagsabgeordneter für die SPD, und Reinhold Bocklet, langjähriger Landtagsabgeordneter der CSU aus Gröbenzell, der in seinem Briefkopf stets mit anführt, was er ist (I. Vizepräsident des Bayerischen Landtags) und was er war (Staatsminister a. D.).
Beide melden sie Neuigkeiten für die den Landkreis durchquerende Bundesstraße 471, die vierspurig ausgebaut werden soll. Kränzlein will natürlich nicht verschweigen, dass es sich um einen SPD-Antrag handelt und gibt sich überrascht über die Haltung der politischen Konkurrenz. "Rückendeckung erhalten die Sozialdemokraten von ungewohnter Seite", schreibt Kränzlein ein wenig süffisant: "Auch die CSU-Fraktion setzte sich vier Wochen nach der SPD für eine Ertüchtigung der Bundesstraße ein." Aha. "Wir sind froh", fährt Kränzlein fort, "dass die CSU unserem Beispiel nachfolgt."
Ob es so gewesen ist oder doch anders? Reinhold Bocklet erinnert sich an Folgendes: "Nachdem MdL Kränzlein seinen Antrag dem der CSU angeglichen hatte, stimmte auch ihm die Mehrheit der Ausschussmitglieder zu." Egal, liebe Herren, uns kommt es ohnehin auf das Ergebnis an. Und deswegen ist es auch völlig unerheblich, dass Herbert Kränzlein seine Pressemitteilung schon um 10.56 Uhr fertig hatte und das Büro von Reinhold Bocklet fast eine Dreiviertelstunde länger brauchte (11.37 Uhr). Bocklets Sekretärin hatte ja auch deutlich mehr Text zu tippen.