MITTEN IN FÜRSTENFELDBRUCK:Chef im Rathaus und auf Facebook

Von Florian J. Haamann

Spätestens mit der Erklärung Donald Trumps im Juni 2015, dass er als US-Präsident kandidieren wird, sind die sozialen Netzwerke zur zentralen Plattform politischer Diskussionen und Meinungsäußerungsplattform für Amtsträger geworden. Während die technikaffinieren Politiker meist auf Twitter unterwegs sind, ist Facebook das Zuhause für die Internetunerfahrenen geworden. So rasant, wie die echten Politiker-Accounts aus dem Boden geschossen sind, haben sich in deren Schatten oft wunderbare Satire-Accounts entwickelt. Und oft sind die Äußerungen zwar absurd, aber so gut gemacht, dass auf den ersten Blick kaum ein Unterschied zwischen Original und Satire zu erkennen ist.

Was in der großen Politik funktioniert, kann auch auf lokaler Ebene überzeugen. So gibt es seit wenigen Wochen einen herrlich unterhaltsamen Satire-Account des Brucker Bürgermeisters Erich Raff. Schon der Name "OB Erik Friedrich Raff", deutet an, worum es geht. Das gewählte Profilfoto, ein älterer Herr mit lichtem grauen Haar, sieht dem echten Raff zwar sehr ähnlich, ist aber ein beliebtes Meme-Motiv. Satirisch begleitet die Seite die Aktivitäten des Bürgermeisters. Etwa mit einem Video, auf dem Raff demonstrierenden Eltern im Sitzungssaal deutlich mit dem Rauswurf droht. Dazu heißt es: "Wenn der Pöbel mit Schildern kommt, dann gehört er des Platzes verwiesen. Wer ist der Chef des Sitzungssaals? Na, wer ist der Chef, frage ich euch?"

Auch die von einigen Stadträten kritisierte Entscheidung Raffs, im Alleingang 30 000 Euro für den SCF bereitzustellen, wird kommentiert: "Fühle mich wie Roman Arkadjewitsch Abramowitsch! Habe auch gerade meinen ersten Fußballclub gekauft", und später: "Seit ich den SCF gekauft habe und nun Fußballfunktionär bin, habe ich viel mehr Likes. Ist Likes eigentlich so wie Freunde bei Facebook?" Als "OB von Welt", wie es in einem Post heißt, kommentiert der falsche Bürgermeister freilich auch Überregionales, etwa den Superbowl. Nur einen Makel hat der Satire-Account bisher: Erst 34 Nutzer haben auf der Seite einen Like hinterlassen.

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