Mitten in Emmering:Presserummel bei den Mairs

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Da ist das Ding! Nach 50 Jahren erhalten Ruth und Manfred Mair den verlorenen Ehering wieder zurück. (Foto: Reger)

Vor 50 Jahren hat Herbert seinen Ehering am Ammersee verloren. Nun ist er wieder aufgetaucht. Tolle Geschichte. Deshalb stehen die Fernsehteams bei den beiden auf der Matte

Von Stefan Salger

Nein, sie könne gerade nicht. Und nein, leider auch nicht in einer halben Stunde. In einer Stunde solle man doch noch mal anrufen, vielleicht klappt es ja dann. Ruth Mair, 76, ist im Stress. Am Vortag war schon Sat 1 da. Und jetzt, am frühen Donnerstagnachmittag, steht ein Kamerateam des Bayerischen Fernsehens im Wohnzimmer und ein weiterer Reporter steht schon in den Startlöchern. So ein Stress. Und all das, weil ihr Manfred, 77, vor ziemlich genau einem halben Jahrhundert einen Moment nicht aufgepasst hat. Aber eigentlich sind Ruth Mair und ihr Ehemann ja überglücklich. Deswegen klappt es dann also doch noch mit dem Interview über den verschollenen Ehering aus Emmering, der am Ammersee buchstäblich aus heiterem Himmel aus der Versenkung aufgetaucht ist.

Was war passiert? Ein Mann aus Greifenberg hatte vor ein paar Tagen mit einer Metallsonde das Ufer zwischen Herrsching und Breitbrunn abgesucht. Dort hatte der Vater eines Freundes seinen Ring verloren. Den fand er auch - und zehn weitere herrenlose Ringe. Er gab sie beim Fundamt ab. Auf einem der Ringe war "Ruth 1961" eingraviert. Die Mairs traf fast der Schlag, als sie davon in der Zeitung lasen. Manfred erinnert sich noch gut an jenen Tag, es muss wohl 1965 gewesen sein. Er war mit den drei kleinen Kindern am Ammersee. Beim Ballspielen oder Schwimmen rutschte ihm irgendwann der Ring vom Finger. "Du, mein Ring ist weg", gestand er seiner Frau. Viele Jahre später ließen die Mairs ihren Schmuck einschmelzen und vermachten das Gold den Kindern.

Am Mittwoch also holen die Mairs den Ring beim Fundamt in Herrsching ab. Kaum sind sie wieder zu Hause, steht auch schon das erste Fernsehteam auf der Matte. Tolle Geschichte! Die Mairs holen also das alte Hochzeitsfoto heraus und erzählen. Es wirkt fast so, als seien keine 50 Jahre ins Land gegangen. Nur wer genau hinsieht, der bemerkt, dass Manfred Mair den Ring am kleinen Finger trägt, weil er nicht mehr so recht auf den Ringfinger passen will.

Weil nun aber seiner Frau das Gegenstück fehlt und sich daran auch mit der besten Metallsonde nichts ändern lässt, darf das Goldstück ohnehin nur noch kurz im Kameralicht und Blitzlichtgewitter glänzen. Danach kommt es in eine Schatulle. Sicher ist sicher.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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