Mitten in der Redaktion:Flinke Finger und steinalte Jubilare

Oft blicken die Kollegen, die das Zehn-Finger-System nicht beherrschen neidisch auf die Eingeweihten. Manchmal aber, geht das schnelle Tippen aber auch schief

Von setfan salger

Wer mit zehn Fingern schreiben kann, ist fein raus. Minderbemittelte lässt so was vor Neid erblassen. Manche Zeitgenossen können dadurch sogar richtig alt aussehen. Das wird auch in den Redaktionsräumen der Fürstenfeldbrucker SZ Tag für Tag deutlich: Viele Schreiberlinge stellen die Puchheimer Krähen buchstäblich in den Schatten, wenn sie im Zweifinger-Suchsystem auf die Tastaturen einhacken. Jeder Buchstabe muss anvisiert und dann getroffen werden. Ein hartes Stück Arbeit, das nur mit gesenktem Blick und hoher Konzentration zu bewältigen ist. SZ-Redaktionsassistentin Monika Pfefferkorn hat den meisten Damen und Herren Autoren und Redakteuren voraus, dass sie beizeiten ein ordentliches Handwerk erlernt hat: das Maschineschreiben. Dabei fliegen alle verfügbaren Finger über die Tastatur - welch unendliche Leichtigkeit des Seins. Letztens flogen sie eine Spur zu weit. Das wurde spätestens bei der Lektüre des Briefs von Maximilian Breitenfellner aus Gröbenzell deutlich. Der Vater des CSU-Gemeinderats Thomas Breitenfellner, eigenem Bekunden zufolge ein treuer Leser, hatte zuvor mit Erstaunen eine Serviceseite der Brucker SZ studiert. Dies hatte ihn dazu veranlasst, selbst zur Feder zu greifen. "Amüsiert" schrieb er - übrigens in wunderbarer Handschrift: "Wenn ich die Adressen hätte, würde ich den beiden Geburtstagskindern zu ihren außergewöhnlichen Jubiläen gratulieren."

Was hat das Zehnfingersystem mit Jubilaren zu tun? Der Lösung nähert man sich beim Griff zur damaligen Serviceseite, auf der die hochgeschätzte Redaktionsassistentin wieselflink unter der Überschrift "Familiennachrichten" versehentlich etwas zu viel des Guten eingetippt hatte. Da werden zwei Herren genannt. Ein Gröbenzeller feierte angeblich seinen "875. Geburtstag" und könnte es damit fast mit dem biblischen Methusalem aufnehmen, der Genesis 5,21-27 zufolge, 969 Jahre alt geworden ist. Der andere Jubilar war deutlich jünger: Jener Olchinger feiere seinen "170. Geburtstag". Fälle fürs Guinness-Buch, galt bislang doch die US-Amerikanerin Susannah Mushatt Jones mit ihren 116 Jahren als ältester lebender Mensch der Welt. Angesichts der beiden Landkreisbürger wirkt Jones, als habe sie gerade erst die Pubertät hinter sich gelassen.

Mit dem alltagstauglichen und weniger hochgezüchteten Zweifingersuchsystem hätte sich die 8 und die 1 vielleicht nicht verirrt. Wär' aber eigentlich schade gewesen. Denn dann wäre es uns Minderbemittelten versagt geblieben, endlich auch mal zuletzt lachen zu können und diese Glosse einzuhacken.

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