Mitten in Alling:Ein besonderer Auftrag

Wenn der Bürgermeister Blumen bringt - und Brötchen

Kolumne von Erich C. Setzwein

Sechs Jahre dauert die Amtszeit eines Bürgermeisters. Sechs Jahre, in denen sich ein hauptamtlich tätiger Gemeindechef in langen Sitzungen mit noch langatmigeren Vorträgen überlegen kann, ob er nicht doch wieder in seinen alten Beruf zurückkehrt. Jahre, in denen er sieben Tage in der Woche für den Bürger da ist, ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesen können muss und ihm doch nicht nach dem Mund reden darf. Im Landkreis gibt es einige Kommunen, in denen der Bürgermeister nicht nur im Anzug hinterm Schreibtisch sitzt, sondern, wie unter anderem in Olching Andreas Magg oder Peter Münster in Eichenau, den feinen Zwirn schon mal mit der Feuerwehruniform tauscht, wenn es brennt. Ein Rund-um-die-Uhr-Job also, der morgens mit der Dienstbesprechung im Rathaus beginnt um spätabends bei der Jahresversammlung des Sportvereins endet. Niemand muss mit einem Bürgermeister deswegen Mitleid haben. Hätte ja nicht für den Posten kandidieren müssen.

Doch Bürgermeister, die das schon zwei oder noch mehr Amtszeiten machen, erzählen selten von öder Routine oder den dummen Forderungen der Zugezogenen über angebliche Ruhestörungen. Bürgermeister, wenn sie unter sich sind, berichten von Erlebnissen, die sie sonst nie erlebt hätten. Worüber sie im Kollegenkreis reden, wenn sie in einem Kreistagsausschuss zusammenkommen oder der Einladung zu einer Einweihung oder Amtsübergabe folgen, dann sind es oft die heiteren Momente, die aus dem Job den Traumberuf machen. Wenn zum Beispiel runde Geburtstage zu feiern sind, wenn Ehejubiläen anstehen und die Gemeinde gratuliert. Neulich hatte Allings Bürgermeister Frederik Röder ein Erlebnis, das er so vorher noch nicht hatte. Er überraschte seine Bürgermeisterkollegen vor einer Sitzung mit dem Bericht seiner ersten Aufgabe an diesem noch jungen Tag, dem Besuch bei einer 85-Jährigen. Die habe er am Abend vorher noch angerufen, um sein Kommen anzukündigen. Am Ende des Gesprächs gab sie Röder noch einen besonderen Auftrag für den nächsten Tag. Und so stand Röder dann am Morgen vor dem Haus der Jubilarin, in der einen Hand den obligatorischen Blumenstrauß der Gemeinde zum Gratulieren, in der anderen eine Tüte mit frischen Semmeln. Die hatte die alte Dame beim Bäcker in Alling bestellt und Röder gebeten, auf dem Weg zu ihr einen kleinen Umweg zu machen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: