Mitglieder der Bundesversammlung:Vier Brucker für Berlin

Während Herbert Kränzlein am Sonntag zum ersten Mal einen Bundespräsidenten wählt, haben Reinhold Bocklet, Gerda Hasselfeldt und Beate Walter-Rosenheimer schon Erfahrung

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Vier Politiker aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck sind am Sonntag Mitglieder der Bundesversammlung, die den nächsten Bundespräsidenten bestimmt. Der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein ist der Novize unter ihnen, er wirkt zum ersten Mal an einer Wahl des Staatsoberhaupts mit. Der Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet und die Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt (beide CSU) haben dagegen schon diverse Wahlen eines Bundespräsidenten bestritten; die Grünen-Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer ist zum zweiten Mal Mitglied der Bundesversammlung. So unterschiedlich die Erfahrungen der vier Politiker mit dem Gremium sind, einig sind sie sich, dass der SPD-Kandidat Frank-Walter Steinmeier bereits im ersten Wahlgang gewinnen wird. Schließlich ist der frühere Außenminister der Kandidat der großen Koalition.

An Wahlgängen gemessen wird es also wohl schnell gehen. Hasselfeldt, die schon dabei war, als Richard von Weizsäcker in seine zweite Amtszeit gewählt worden ist, erinnert sich auch an zähe Abstimmungen, in denen das Ergebnis erst nach mehreren Wahlgängen feststand, so im Jahr 1994, als Roman Herzog drei Wahlgänge für eine Mehrheit benötigte, oder im Jahr 2010, als Christian Wulff ebenso lange brauchte.

Rasch abgehandelt wird die Wahl am Sonntag aber dennoch nicht sein, denn 1260 Personen werden namentlich aufgerufen und geben ihre Stimme ab. Zu den Mitgliedern der Bundesversammlung gehören neben Politikern aus Bund und Ländern auch Prominente aus dem Kulturbereich, der Wissenschaft und dem Sport. Die Zeit während eines Wahlgangs nutze er für Gespräche oder einen Spaziergang, erzählt Bocklet. Der Gröbenzeller hat 1994 zum ersten Mal einen Bundespräsidenten gewählt, hat also Routine.

Standarte des Bundespräsidenten

Die Standarte des Bundespräsidenten vor dessen Amtszimmer im Schloss Bellevue in Berlin.

(Foto: Wolfgang Kumm/dpa)

Die hat Kränzlein in diesem Fall noch nicht. Er hat sich deshalb genau über den Ablauf des Wochenendes in Berlin informiert. In zwei Sitzungen werden die Parteien am Samstag und Sonntag schauen, ob ihre Wahlleute vollzählig versammelt sind. Um 12 Uhr am Sonntag beginnt dann nach einer Ansprache von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die Wahl. Vorstellungsreden der Kandidaten - neben Steinmeier Christoph Butterwegge (Linke), Albrecht Glaser (AfD) und Alexander Holt (Freie Wähler) - sind nicht vorgesehen.

In einem Punkt wird sich Kränzlein freilich leichter tun als die anderen Vertreter aus dem Landkreis. Er gibt voller Überzeugung Steinmeier seine Stimme. Der Kandidat gehört nicht nur seiner Partei an, er genieße auch hohe Reputation in der Bevölkerung und habe in seinen politischen Ämtern gezeigt, dass er einen Staat vertreten könne, sagt der frühere Puchheimer Bürgermeister. Zudem lobt er die Unionsparteien für ihre Unterstützung von Steinmeier. Ein besonnener Mann sei gerade in Zeiten wichtig, in denen anderswo "obskure Personen" zu Präsidenten gewählt werden, sagt Kränzlein und stichelt ein wenig in Richtung der Christsozialen, von denen einige hinter vorgehaltener Hand Unmut darüber äußerten, am Sonntag einen SPD-Kandidaten wählen zu sollen. Ein wenig von diesem Unmut ist auch bei Bocklet herauszuhören. Er könne Steinmeier seine Stimme geben, sagt der CSU-Landespolitiker, denn er kenne ihn bereits aus der Zusammenarbeit zu Zeiten der Schröder-Regierung: "Doch mich schmerzt, dass die SPD durch die Wahl einen Schub bekommt."

Gerda Hasselfeldt sieht das anders. Sie steht zur Unterstützung der Regierungsparteien für den früheren Außenminister, der ihrer Einschätzung nach seine neue Aufgabe "gut ausfüllen" wird. Einen Vorteil im Bundestagswahlkampf sieht die langjährige Bundestagsabgeordnete für die SPD aber nicht. Da gehe es um ganz andere Themen.

Beate Walter-Rosenheimer stellt, was ihre Stimmabgabe betrifft, durchaus taktische Überlegungen an. Als Grüne steht sie einerseits in Opposition zur Regierung. Andererseits mache der Aufwind, den die SPD gerade verspürt, eine rot-grüne Regierung wahrscheinlicher. Steinmeier selbst bezeichnet sie als "wählbaren Kandidaten", seine Amtsführung als Außenminister findet ihre Zustimmung. Wahrscheinlich wird sie deshalb der Empfehlung der Grünen-Fraktion folgen und dem SPD-Bewerber ihre Stimme geben.

Thomas Goppel wird der Wahl am Sonntag hingegen fernbleiben. Der CSU-Landtagsabgeordnete, der viele Jahre die Gemeinden im westlichen Landkreis im Maximilianeum vertreten hat, wird aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Berlin fahren.

SZ-Blattkritik

Herbert Kränzlein (SPD) aus Eichenau.

(Foto: Wolfgang Kumm/dpa)
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