Mitfiebern mit dem Hoffnungsträger:Heimspiel der Roten im Bräustüberl

Beim Public Viewing des Kanzlerkandidaten-TV-Duells in Maisach bleibt die SPD erwartungsgemäß fast unter sich

Von Stefan Salger

SPD

Politisches Public Viewing mit der SPD kann es von der Stimmung her im Maisacher Bräustüberl mit dem Fußball natürlich nicht aufnehmen.

(Foto: Günther Reger)

Public Viewing - das klingt nach Spannung bis zur letzten Minute, nach Emotionen, Torjubel oder gemeinsam durchlittener Trauer. Passt das zusammen mit der routinierten Angela Merkel und dem kühlen Peer Steinbrück? Weil Wahlkampf ist, versucht es die Kreis-SPD. Und weil sie im Maisacher Bräustüberl am Sonntagabend ein echtes Heimspiel hat und fast alle der 50 Zuschauer im Saal sich dem roten Fanblock zurechnen, müssen die Genossen bei diesem Public Viewing nicht mit bösen Überraschungen rechnen.

Michael Schrodi, Direktkandidat der SPD für den Bundestag, verspricht sich vor dem Anpfiff des TV-Duells der Kanzlerkandidaten "spannende Unterhaltung". Vor allem aber hofft er darauf, dass die noch unentschlossenen Wähler sich von Steinbrück überzeugen lassen und die im Meinungstief dümpelnde SPD am Ende des Abends zumindest noch "drei bis fünf Prozent" gutmacht. "Das wäre genau das, was wir brauchen", findet Schrodi. Etwa in der Mitte, ganz links außen, sitzen an einem der dunkelbraunen Tische Laura Thiele und Gunnar Albrecht. Die 28- und der 35-Jährige sind es, die hier also offenbar umworben werden. Neben drei jüngeren Frauen ganz hinten dürften sie an diesem Abend im Saal die einzigen sein, die zu der SPD-Veranstaltung gekommen sind, ohne gefestigte politische Präferenzen mitzubringen. Jedenfalls wollen es sich die beiden Gernlindener offen halten.

Wird die SPD wirklich Boden gut machen können? Nicht alle im Saal sind überzeugt davon, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. "Jetzt bleiben uns noch sechs Minuten", sagt Günther Jauch. Die roten Fähnchen auf den Tischen werden zur Seite gerückt, um freien Blick auf die nicht allzu große Leinwand zu haben. Der Kellner bringt Schweinsbraten, ein paar Bier, eine farblich passende Rotweinschorle, vor allem aber Antialkoholisches herein. Dieses Public Viewing wird also etwas nüchterner, als man es von Fußballwelt- oder Europameisterschaften kennt. Obwohl die Genossen sich über ein bisschen Sommermärchen schon freuen würden. Am meisten wohl Schrodi, selbst ein erfolgreicher Fußballer, der es mit dem SC Fürstenfeldbruck bis hinauf in die Bayernliga geschafft hat.

Auch nach dem Anpfiff halten sich die Emotionen in Grenzen: ab und zu ein paar Zwischenrufe, vereinzeltes Klatschen. Die sauertöpfische Miene von Merkel beim Thema Maut wird mit Gelächter quittiert. Und als es um den Datenschutz und die NSA-Affäre geht, läuft ein Raunen durch den Saal. Als Merkel den Zuschauern noch einen schönen Abend wünscht, erntet sie spöttische "Mutti-Mutti"-Rufe.

Was bleibt von dem Abend? Keine Überraschung, dass nach Meinung der SPD-Mitglieder, darunter Puchheims früherer Bürgermeister Herbert Kränzlein und die Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner, Steinbrück einen deutlichen Sieg eingefahren hat. Phrasenhaft sei Merkel jeder inhaltlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen, sagt Schrodi. Gunnar Albrecht und Laura Thiele drücken sich differenzierter aus. Doch die Rechnung der SPD, mit dem TV-Duell zu punkten, scheint aufzugehen: Ja, sagt Albrecht, Steinbrück habe sich schon besser verkauft und sei sicherer gewesen. Und ja, sagt Thiele, den einen oder anderen Unentschlossenen könne das schon beeindruckt haben. Und dennoch bedeute dies nicht zwangsläufig die große Wende: "Denn es wird ja nicht der Bundeskanzler gewählt, sondern die Partei", sagt Albrecht. In einem Punkt sind sich Schrodi und die beiden Gernlindener einig: Moderator Stefan Raab habe durchaus überraschende Impulse gesetzt, auch wenn er es am Schluss etwas übertrieben habe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: