Ministerbesuch in Mammendorf:O du schönes Bayernland

Ministerbesuch in Mammendorf: Markus Söder (mit Mikrofon) in Mammendorf: Er und Bundestagskandidatin Katrin Staffler lassen sich von Benjamin Miskowitsch befragen.

Markus Söder (mit Mikrofon) in Mammendorf: Er und Bundestagskandidatin Katrin Staffler lassen sich von Benjamin Miskowitsch befragen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Heimatminister Markus Söder preist bei einem Plauderstündchen die Vorzüge des Freistaats, macht ein bisschen Wahlkampf für Bundestagskandidatin Katrin Staffler und gibt ein paar private Einblicke

Von Heike A. Batzer, Mammendorf

Der Aufgang vor dem Mammendorfer Bürgerhaus ist als lange Rampe konstruiert, die durchaus Qualitäten für einen feierlichen Einzug hat. Katrin Staffler holt Markus Söder ganz unten, wo Söders Fahrer das Auto angehalten hat, ab, dann geht es die Rampe hinauf und hinter in den Biergarten. Der ist schon morgens um neun bis auf den letzten Platz besetzt. Mehr als hundert Besucher, überwiegend ältere CSU-Parteigänger, aber auch Mammendorfs Bürgermeister und sein Vorgänger, Josef Heckl und Johann Thurner - beide von den Freien Wählern -, sind an diesem Freitagmorgen gekommen, um den bayerischen Finanz- und Heimatminister zu hören.

Viele gönnen sich schon jetzt ein Weißbier, dazu Weißwürste. Söder kaut nebenbei auf einer Breze. Es ist schon ziemlich warm. Der Minister nimmt sich eine Stunde Zeit, dann muss er weiter, Schiffstaufe der MS Utting am Ammersee. Zuvor plaudert er entspannt mit Bundestagskandidatin Katrin Staffler und Moderator Benjamin Miskowitsch über Heimat, das schöne Bayernland und Ludwig II. ("Ich bin ein Fan von ihm. Er war ja der Popstar unter den Königen"). Er vergisst nicht, Gerda Hasselfeldt aus der Ferne zum Geburtstag zu gratulieren und Staffler, die Hasselfeldt im Herbst als Bundestagsabgeordnete nachfolgen will, zu würdigen: "Eure Kandidatin find' ich eine echt gute", ruft er den Gästen zu. Sie sei jung, hübsch, intelligent. "Jede starke Stimme in Berlin kann Deutschland nur besser machen."

Jede starke Stimme aus Bayern, meint er natürlich. Die Stammtisch genannte Plauderstunde steht unter dem Motto "Heimat" und Söder als bayerischer Heimatminister lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, die Vorzüge des Freistaats zu preisen: "Ich bin ein totaler Fan von Bayern, es ist mit Abstand das schönste Land." Die EU sei stabil, "weil es Deutschland gibt" und Deutschland sei stabil, "weil es Bayern gibt". Und noch eines: Die Bayern seien "konzentriert, wenn's ums Arbeiten geht, aber entspannt im Leben". Söder erinnert daran, dass Bayern über den Finanzausgleich sechs Milliarden Euro jährlich an andere Bundesländer zahlt, "die noch nie Dankeschön gesagt haben". Und deshalb darf sich jetzt auch die EU angesprochen fühlen: "Schulden", sagt Söder, "muss jeder selbst bezahlen." Dafür gibt es Applaus. Wie an anderer Stelle auch, als er die Landeshauptstadt München auffordert, "nicht mit dem Denken an der Stadtgrenze aufzuhören", sondern "auf Augenhöhe mit den Landkreisen zu diskutieren".

Es geht noch um die S-Bahn-Stammstrecke ("Ich bin froh darüber, aber sie wird teuer werden"), um Mietpreise und fehlende Wohnungen ("Auch Menschen, die keine Millionäre sind, müssen bei uns in der Region weiter leben können"), um die öffentliche Sicherheit ("Es darf nie passieren, dass es Stadtteile gibt, wo sich Frauen oder sogar die Polizei nicht mehr hintrauen"), über den Soli ("Abbauen für alle!") und über die "Ehe für alle". Er habe erst gedacht, "dass jetzt jeder heiraten muss", witzelt Söder, der seit 18 Jahren verheiratet ist und vier Kinder zwischen zehn und 18 Jahren hat, wie er erzählt. Die Ehe aber sei für ihn ein Verhältnis zwischen Mann und Frau. Im übrigen habe man versucht, "alles zu beseitigen", was eine Diskriminierung anderer Partnerschaften sein könne. Eine solch tief greifende gesellschaftliche Debatte "husch husch" abgehandelt zu haben, goutiert er nicht, wie er auch davon überzeugt ist, "dass das verfassungsrechtlich so nicht hält". Katrin Staffler, seit Ende Januar selbst standesamtlich verheiratet, pflichtet ihm bei und kündigt an, dass ihre "richtige Hochzeit" - die kirchliche - noch anstehe.

Moderator Benjamin Miskowitsch, 33 Jahre junger Vorsitzender der CSU Mammendorf, verleitet seine beiden Gesprächspartner dazu, auch ein paar Nebensächlichkeiten preiszugeben. Söder erzählt von seinen Anfängen als Generalsekretär und im Rückblick und mit der Gelassenheit eines mittlerweile 50-Jährigen, dass man "als ganz Junger in einem Spitzenamt" angesichts der Anforderungen auch ein wenig überfordert sein könnte ("wie ein Radio, das zu laut ist"), erinnert sich an seinen ersten Tag als Abgeordneter ("Ilse Aigner und ich waren die Jüngsten") und daran, dass seine Mutter drei Wochen zuvor verstorben war und wohl stolz gewesen wäre, hätte sie seinen Einzug in den Landtag noch erlebt. Und natürlich, ein bisschen Kokettieren mit der fränkischen Abstammung geht immer. Schon Ludwig II. habe geschrieben, der Franke sei edel, rein, intellektuell und von hohem Gemüt, sagt Söder. Und er erzählt auch, dass der Franke an sich "eher schüchtern und zurückhaltend" sei. Der Gag auf eigene Kosten zündet, das Publikum ist amüsiert.

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