Mieser Mai:Bauern rechnen mit Ernteausfällen

Mais, Kartoffeln und Getreide leiden unter dem nasskalten Wetter, die Pflanzen auf den überfluteten Feldern sind wohl kaputt. Nur die Wälder profitieren vom vielen Wasser

Von Andreas Ostermeier

Die Folgen von Hochwasser, Regen und kühlen Temperaturen machen den Landwirten im Landkreis zu schaffen. Bei Getreide, Mais und Kartoffeln muss mit Ernteausfällen gerechnet werden, der fällige Heuschnitt ist wegen der nassen Böden nicht möglich. Bauernobmann Johann Drexl kennt die Probleme vom eigenen Hof. Der Mais hat seinen Angaben nach einen Rückstand von drei Wochen: "Ihm fehlt einfach die Sonne."

Olching: HOCHWASSER *** Situation Kartoffelacker

Überschwemmter Kartoffelacker bei Olching.

(Foto: Johannes Simon)

Auch das Getreide bleibt zurück, und wegen der vielen Feuchtigkeit bilden sich mehr Pilze als sonst. Das macht nach Drexls Worten den Einsatz von zusätzlichen Pflanzenschutzmitteln nötig - teuer für die Landwirte und wenig beliebt bei den Kunden. Bei der Wintergerste falle der Ertrag um 20 bis 30 Prozent geringer aus als im Vorjahr, beim Weizen werden es wohl 15 Prozent sein, sagt der Bauernobmann. Auch die Kartoffeln gedeihen schlechter. Ungeeignet für Tierfutter wird auch viel Gras sein, das nach dem langen Regen und dem Hochwasser zu dreckig ist, um es noch verfüttern zu können.

Ähnliche Probleme plagen den Olchinger Biobauern Helmut Kinzelmann. Auf dem Amperhof, der direkt am Fluss liegt, stehen Felder unter Wasser. Die Salate und Zucchini, die dort wachsen sollten, sind wohl nicht mehr zu essen. Auch der Bio-Spargel ist verloren, und für die Erdbeeren sieht Kinzelmann schwarz.

Eine Bilanz will er noch nicht ziehen. Erst wenn das Wasser abgeflossen ist, sind die Schäden in ihrem ganzen Ausmaß zu sehen. Doch jetzt schon ist klar, dass es in den nächsten Wochen "Probleme mit der Bio-Ware" geben werde, sagt Kinzelmann. Denn auch die Bio-Höfe, von denen er Ware bezieht sind vom langen Regen und vom Hochwasser geschädigt, so der Obergrashof im Dachauer Land und besonders die Landwirte in Niederbayern.

Unter den Folgen der Witterung leidet auch Manfred Wolf, der in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck Spargel und Erdbeeren anbaut und verkauft. Er und seine Mitarbeiter haben zwei Tage lang Wasser von den Spargelfeldern gepumpt. Nötig war das nicht nur wegen der übergroßen Nässe, sondern auch weil das Wasser die Erdtemperatur senkt, was der Spargel nicht mag. Wolf rechnet mit einem Ernteausfall von mindestens 30 Prozent. Dennoch werden die Liebhaber des Gemüses an den Verkaufsständen bedient werden, verspricht er.

Noch schlechter als beim Spargel sieht es bei den Erdbeeren aus. "Die kommen gar nicht in Schwung", sagt Wolf. Er hofft, dass vielleicht am Wochenende die ersten Erdbeeren geerntet werden können. Momentan sind seine Erdbeerfelder aber noch geschlossen. Freunde des Selberpflückens müssen sich noch gedulden. Neben Erdbeeren und Spargel bietet Wolf auch Äpfel an. Auch die hingen der üblichen Entwicklung 14 Tage hinterher, sagt er und prognostiziert, dass die Äpfel in diesem Jahr kleiner bleiben werden.

Das miese Maiwetter hat auch der Honigproduktion geschadet. Denn bei Regen fliegen die Bienen nicht. Deswegen ist nach Aussage von Julia Seiltz, der Geschäftsführerin des Regionalvermarkters Unser Land, auch weniger Honig da. Zudem haben sich die Bienen während des nasskalten Wetters auch weniger vermehrt als sonst. Das wird nach Ansicht von Seiltz wegen der geringeren Bestäubungsleistung der Tiere auch Auswirkungen auf die Apfelernte haben.

Doch der Regen hatte auch einen Vorteil: Durch ihn bekommen die Wurzeln der Bäume laut Hans-Jürgen Gulder "ungehemmt" Wasser und Nährstoffe. Dadurch gerieten die Bäume nicht in Trockenstress, sagte der Förster und Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, und gediehen gut. Überdies schadet das nasskalte Wetter auch dem Borkenkäfer, der sich erst bei wärmeren Temperaturen vermehrt.

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