Mein Tag:Zwischen Stall und Laden

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Josef Hartl betreibt einen Bauernhof in Esting. (Foto: Günther Reger)

Der Estinger Landwirt Josef Hartl lädt am Sonntag zum Tag des offenen Hofes ein

Von Christian Hufnagel

Warum er Landwirt geworden ist? Darauf weiß Josef Hartl eigentlich keine richtige Antwort. Einerseits scheint es geradezu folgerichtig zu sein, wenn einer als Sohn eines Bauern aufwächst und schon als Kind in der Arbeit im Stall und auf dem Feld miteinbezogen wird. Andererseits hat man dann in der Jugend "Höhen und Tiefen", wie der 33-Jährige es rückblickend nennt, und kommt ins Zweifeln, ob die Landwirtschaft doch das Richtige ist.

So wurde er erst einmal Automechaniker, ehe er mit Anfang 20 dann doch den Entschluss verspürte, bei seinen Wurzeln zu bleiben: "Das war meine innere Uhr." Und die ist, um im Bild zu bleiben, bis heute nicht aus dem Takt gekommen. Der Estinger betreibt zusammen mit seiner Frau an der Schlossstraße 171 einen Aussiedlerhof, hat 80 Bullen im Stall und verkauft in seinem Hofladen Gemüse, Kartoffeln, Eier und Fleisch. Über das Angebot wie die landwirtschaftliche Arbeitsweise im Allgemeinen kann sich die Öffentlichkeit am Sonntag, 29. Mai, selbst ein Bild machen. Da lädt der Hausherr zusammen mit dem Bayerischen Bauernverband zu einem "Tag des offenen Hofes" ein, von 10 bis 17 Uhr.

Es ist das erste Mal, dass sich Hartl an dieser alljährlichen Aktion beteiligt. Für ihn natürlich eine "Möglichkeit zur Werbung", wie er sagt, aber eben auch, "um den Verbraucher aufzuklären, woher seine Produkte stammen". Und die Aufklärung führt vermutlich mitten hinein in den Strukturwandel in der Landwirtschaft, den auch der Estinger Familienbetrieb durchlaufen hat: Am Stammhof an der Römerstraße hatte Vater Franz Hartl einst Milchkühe gehalten. Doch weil mit diesem Zweig immer weniger Ertrag zu erzielen war und er obendrein sehr arbeitsintensiv ist, stieg man auf Bullenmast um und später in die direkte Vermarktung von Produkte aus dem eigenen Anbau und der eigenen Erzeugung ein. Das Fleisch nehmen regionale Metzger ab, eine Zusammenarbeit mit einer großen Schlachterei würde für Josef Hartl auch nicht in Betracht kommen.

Gleichwohl ihm die betriebliche Umstellung gelungen ist, hält der Jungbauer es für schwierig, im Vollerwerb und damit ganz von der Landwirtschaft sich und seine Familie wie die Eltern zu ernähren: "Da müssten wir uns vergrößern." Doch lieber ist es ihm derzeit, dass er weiterhin vier Tage die Woche in der Autowerkstatt steht und seinen Hof im Nebenerwerb führt: "Diese Abwechslung hat für mich seinen Reiz", sagt Hartl. Was der eine Job nicht bringe, habe der andere. In jedem Fall liebe er es, in der Natur und mit Tieren zu arbeiten. Das möchte der 33-Jährige nicht missen. So wie offensichtlich auch schon seine zweieinhalbjährige Tochter Marie: "Die ist auf dem Hof auch schon überall mit dabei", freut sich der Vater.

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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