Mein Tag:Würdigung für Flüchtlingshilfe

Michaela Wollenberg-Hodges

Michaela Wollenberg

(Foto: Günther Reger)

Michaela Wollenberg-Hodges werden heute die Füße gewaschen

Von Christian Hufnagel

Michaela Wollenberg-Hodgesmuss sich heute besonders viel Gedanken darüber machen, was sie anzieht. Die Maisacherin ist an diesem Gründonnerstag Teil eines öffentlichen Rituals. Dass sie dafür ausgewählt wurde, empfindet die 53-Jährige als "große Ehre", bereitet ihr aber zugleich ein paar knifflige Überlegungen. Denn den Ablauf der religiösen Zeremonie würde eine unpassende Kleidung aufhalten und stören. Die Hose dürfe nicht zu eng sein, sonst könne sie diese nicht hochkrempeln. Und dann erst die Schuhe: "Die bereiten mir die größten Probleme." Schließlich sollten diese schnell und leicht zum Ausziehen sein, wenn die Mutter von zwei Kindern an der Reihe ist und der Erzbischof von München und Freising ihr im Münchner Liebfrauendom die Füße waschen will. Mit dieser Geste bedankt sich Kardinal Reinhard Marx bei zwölf Frauen und Männern, die sich in der Diözese in der Flüchtlingshilfe engagieren. Aus dem Landkreis wurde hierfür die Koordinatorin des Asylhelferkreises in Maisach auserwählt. Zugleich erinnert die symbolische Handlung natürlich daran, dass Jesus Christus vor dem letzten Abendmahl seinen Jüngern die Füße wusch.

Wie eine solche Reinigung nun in der Neuzeit mit einem hochrangigen kirchlichen Würdenträger ablaufen soll, dass weiß Wollenberg-Hodges auch noch nicht: Eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst um 20 Uhr werde es eine Einführung geben, sagt sie, und ein "Probelauf vorgenommen". Dabei wird sich die Aufregung wohl legen und kann sie diese Auszeichnung vermutlich auch genießen. Gewürdigt wird damit ihr ehrenamtlicher Einsatz für Asylbewerber, die in Maisach untergebracht sind. Ein anstrengender Halbtagsjob ist sicherlich das, was die ehemalige Marketing-Assistentin und Event-Koordinatorin unter der Woche an praktischer Hilfe leistet. Sie unterstützt die Flüchtlinge bei Behördengängen und versucht sie gewissermaßen durch den bürokratischen Dschungel zu leiten. Da geht es etwa um die Einschulung von Kindern aus Syrien und Afghanistan, um einen Ausbildungsplatz oder um den richtigen Pass für einen Mann aus Eritrea, den die Bundesbehörde fälschlicherweise zum Somalier gemacht hat.

Dieser Einsatz speist sich aus einer christlichen Erziehung und Grundeinstellung sowie multikulturellen Biografie: Wollenberg-Hodges Mutter war Italienerin und katholisch, der Vater evangelisch und geschäftlich viel im arabischen Raum unterwegs. Die Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Glaubensrichtungen hätte sie geprägt, sagt die gebürtige Münchnerin. So sehr, dass sie sich seit Jahren in der Flüchtlingshilfe engagiert. Ihr persönlich sei das ganz wichtig. Aus einem einfachen Grund: "Wenn mir das passieren würde und ich mein Land verlassen und meine Kinder schützen müsste, wäre ich sehr froh, wenn es Menschen gibt, die mir helfen." Denn auf die staatlichen Institutionen wäre in diesem Fall kein Verlass: "Im Grund macht die Politik zu wenig und schiebt alles auf das Ehrenamt ab", lautet die bittere Erkenntnis der Maisacher Asylkoordinatorin.

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