Mein Tag:Landwirt und Traditionspfleger

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Paul Siebenhütter lädt zum Isidori-Bauernjahrtag ein

Von Christian Hufnagel

Tradition: Wenn es einen Verein gibt, der diesen gesellschaftlichen Wert einlöst, ist es jener, dem Paul Siebenhütter vorsteht. Denn keine andere Interessensgruppierung im Landkreis hat sich so lange gehalten. 241 Jahre existiert er nun schon, der Isidoriverein Maisach und Umgebung. Ist das Alter für sich allein schon ein Merkmal von Tradition, so verfolgt der Vereinszweck im Grunde nichts weiteres als eben diese. Nicht nur dem Vorsitzenden ist es eine "Herzensangelegenheit", Brauchtum und Kultur eines Berufsstandes zu pflegen und zu bewahren, der einem rasanten Wandel unterworfen ist: Die bäuerliche Kultur ist es, für die sich die Vereinigung einsetzt. Äußerlicher Höhepunkt im Jahreslauf ist dabei der Isidori-Bauernjahrtag, der an diesem Sonntag wieder abgehalten wird: einem Gottesdienst in der Maisacher Pfarrkirche (um zehn Uhr) folgt die Jahreshauptversammlung, die Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler mit einem Vortrag krönen wird. Er geht der Frage nach: "Hat die Landwirtschaft noch eine Heimat?"

Die Antwort darauf wird vermutlich auch Siebenhütter nicht ganz leicht fallen. Nicht zuletzt sein Werdegang zeigt, dass die Landwirtschaft in ihrem Jahrhunderte alten Charakter vieler ortsbildprägender Höfe bedroht, wenn nicht längst in Auflösung ist. "Der Einzelne ist nicht mehr gefragt", bringt der 67-Jährige eine Entwicklung auf den Punkt, die er selbst durchgemacht hat. Im Vollerwerb hat er den Betrieb geführt, auf Zuchtsauen war er spezialisiert. Aber seine Größenordnung von 50 Stück sei heute unrentabel. Folge: Siebenhütter stellte auf Ackerbau um, den sein Sohn nun im Nebenerwerb betreibt. "Das ist nur noch ein kleines Zusatzeinkommen", sagt der Altbauer, der weiter mithilft, "solange ich gesundheitlich kann". Für einen, "der gerne Bauer geworden ist", bleibt die Landwirtschaft auch im Rentenalter ein "Hobby".

Aus dieser lebenslangen Verbundenheit heraus führt er auch gerne den Isidori-Verein, der 1775 als Beistandskasse für in Not geratene Bauern gegründet worden ist. Die Funktion als Notgemeinschaft muss der Verein längt nicht mehr erfüllen. Einrichtungen wie Maschinenring, Dorfhelferinnen, Berufsgenossenschaft und Hagelversicherung haben die einstigen Aufgaben übernommen. Auch aus der Agrarpolitik hält man sich heraus und ist einzig darum bemüht, bäuerliches Brauchtum wie etwa das Erntedankfest am Leben zu erhalten. Diesem Ziel fühlen sich offensichtlich immer noch viele verpflichtet: 280 Mitglieder zählt der Verein. Und was noch erstaunlicher scheint: "Wir haben keine Nachwuchssorgen", sagt der Vorsitzende. Einem Problem kommt aber auch sein Verein nicht aus: Siebenhütter denkt nach sechs Jahren an der Spitze darüber nach, bei der nächsten Wahl nicht mehr anzutreten: "Ob sich jedoch jemand für den Vorstand finden wird, weiß ich nicht", kann der Austragsbauer es nicht ausschließen, dass wie bei so vielen ehrenamtlichen Vereinigungen keiner mehr die Verantwortung übernehmen will: "Ich hoffe es natürlich."

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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