Mein Tag:Integration als Schulaufgabe

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Rosmarie Ehm hat sich vor allem um die Integration von Flüchtlingskindern sowie um den Umbau und die Erweiterung des Schulhauses verdient gemacht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Rektorin Rosmarie Ehm geht in den Ruhestand

Von Peter Bierl

Die große Verabschiedungsparty ist vorbei. Es gab Theater und Musik, Reden und Brotzeit. An diesem Freitag räumt Rosmarie Ehm ) ihr Büro. Seit 2006 war sie Rektorin der Grundschule Süd in Puchheim. In ihrer Amtszeit hat sie sich vor allem um die Integration von Flüchtlingskindern, die in Puchheim mit der Ankunft irakischer Familien im Jahr 2011 begann, sowie um den Umbau und die Erweiterung des Schulhauses verdient gemacht. Die Schule, die von Kindern aus vielen Nationen besucht wird, wurde zur Ganztagsschule.

Ehm hat selbst Migrationshintergrund, sieht sich aber als "Ur-Puchheimerin", weil sie mit ihrer Familie 1980 in die Kommune zog und inzwischen fest verwurzelt ist. Geboren ist Rosmarie Ehm in Bamberg, aufgewachsen in Bayreuth, wo sie auch studiert hat. Sie zog mit ihrem Mann von Oberfranken gen Süden und hatte in Oberbayern am Anfang Probleme - nicht mit der Mentalität, die habe ihr sehr zugesagt. Bloß war es schwierig, eine Stelle zu finden. Es gab genügend Lehramtsanwärter.

Ihr Referendariat absolvierte Ehm in einer Dorfschule bei Pfaffenhofen, später arbeitete an der Klosterschule in Dachau, pausierte, als das zweite Kind kam, und kehrte 1987 in der Puchheimer Schule Nord in ihren Beruf zurück. Nach einem Gastspiel in Olching kam sie 1994 an die Grundschule Süd, mit der jüngsten Tochter an der Hand. Einmal unterrichtete sie ihre Tochter in Kunst. "Sie hat Frau Ehm zu mir gesagt, das war schon krass, aber ansonsten war es entspannt."

Im Rückblick macht Ehm drei Entwicklungen aus, die ihr Berufsleben prägten. Als sie anfing, hatte sie eine Klasse mit 43 Kindern vor sich, heute sind solche Größen undenkbar. Der zweite Unterschied betrifft den Wandel von der Wissens- zur Kompetenzvermittlung, die heute im Vordergrund steht. "Prinzipiell ist das positiv, aber man muss sich trotzdem bestimmte Dinge merken und auswendig lernen, sich so etwas wie Allgemeinbildung erwerben", schränkt die Rektorin ein. Und schließlich finden sich in der Grundschule immer mehr Problemfälle. Ehm hofft, dass zumindest langfristig in jeder Klasse ein zweiter Lehrer steht. In pädagogisch weiter entwickelten Ländern ist das längst der Fall.

Als Hobbys fallen Ehm Radeln und Bergwandern ein, aber "so viel Zeit habe ich gar nicht". Stattdessen wird sie als Pensionistin weiter Kinder um sich haben. Sie will sich mehr Zeit für ihre beiden Enkel nehmen und sie bleibt im Kinderschutzbund aktiv. Außerdem ist Ehm in der Kirchengemeinde und im Asylhelferkreis engagiert. Die Sozialdemokratin hadert momentan mit ihrem Votum beim Mitgliederentscheid über eine große Koalition. Seit 2014 gehört sie für die SPD dem Stadtrat an und ist Sozialreferentin. Sie hat sich fest vorgenommen, sich in der Politik aktiver einzubringen. "Wenn Du entspannt bist, kannst Du Dir auch Projekte überlegen", sagt Ehm.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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