Mein Laden:Essbare Kunstwerke

Corinna Schneider

Foto: Günther Reger

Seit Juli betreibt Corinna Schneider in Bruck die "Backzauberei"

Von Edith Schmied

Backen ist eine Leidenschaft, die mitunter sogar zur Existenzgründung führen kann. Jedenfalls bei Corinna Schneider . Für die kreative Gestaltung von Torten fehlten ihr und ihren Freundinnen oft genug das entsprechende Zubehör. "Es war im Einzelhandel nicht zu haben." Zunächst vertrieb sie über ihre Homepage kleinere Artikel, bis sie schließlich den Laden an der Schöngeisinger Straße entdeckte. "Der isses, den will ich habe",, sagte sie sich und startete durch. Eigentlich war der Monat Juli denkbar ungünstig für die Geschäftseröffnung. Die Wärme, dann die Ferien. Aber die gelernte Systemkauffrau hatte Angst, dass ihr jemand den Laden wegschnappen könnte. Den Traum, sich selbstständig zu machen, hatte die 27-Jährige schon lange. Die Frage war nur: Welcher Bereich? PC- oder Handykurs für ältere Herrschaften (sie kam ja aus dem Mobilfunkbereich) Babyklamotten? Für die Backzauberei sprach schließlich das Alleinstellungsmerkmal. Es gibt weit und breit keinen ähnlichen Laden. Außerdem war da natürlich die Leidenschaft fürs Backen.

In dem Laden gibt es alles, was das Back- und Dekoherz höherschlagen lässt, alles, was zur Herstellung von außergewöhnlichen Thementorten oder Backwerk benötigt wird. In den weißen Regalen herrscht große Vielfalt: allerlei Backmischungen, manche dekorativ im Glas als Geschenk verpackt, Fruchtpulver, Glasuren, Blütenpaste für kreative Tüftler, Figuren aus Zucker für jeden Geschmack. Piraten, die sieben Zwerge, Schneewittchen, Fußballer, Verkehrszeichen für Führerscheinneulinge, Blumen, kandierte Veilchen. Für die brauche man allerdings gute Zähne, verrät die Besitzerin, weil die ziemlich hart sind. All die vielen Dekorationen, selbst die kleinen Augen, sind essbar. Nur bei den Artikeln aus der Kinderecke würde man auf Plastik beißen. Da stehen die "Lizenzgeschichte",, wie sie Corinna Schneider nennt, im Regal; Disney, Monsterhai, Star Wars und Barbie im Miniformat. Die Verzierungen haben dafür eine längere Lebensdauer und taugen später als Spielzeug. Ausländische Kunden finden hier passende Zutaten wie Agar Agar oder Arabic Gum. Sie sind entsprechend den islamischen beziehungsweise jüdischen Speisevorschriften halal und koscher.

Am besten läuft fertiges Fondant. Aus einem ganz einfachen Grund: Die Herstellung in Heimarbeit ist sehr aufwendig, die Verwendung dafür sehr vielseitig. Als Tortenüberzug, wenn die Masse mit einem speziellen Nudelholz dünn ausgerollt wird, man kann Ornamente ausstechen oder 3D Figuren formen. Im Zusammenhang mit diesem Material bietet Corinna Schneider einen ausgefallenen Service an. Der Lebensmitteldrucker überträgt Motive, auch Fotos, auf hauchdünnes Fondantpapier. Das essbare Bild ist quasi die Kuchenoberfläche.

Im Laden überwiegen die Farben Weiß und Rosa, selbst bei den Backzutaten dominiert der Pinkton. "Backen hat etwas Feminines", vermutet die Ladeninhaberin. Und in der Tat, während des Besuches kommen fast nur junge Frauen, oft mit Kinderwagen. Meine "Erstlingsmamas", nennt Corinna Schneider ihre Hauptkundschaft. Das sind jene jungen, kreativen Frauen, die sich zum ersten Geburtstag ihres Nachwuchses so richtig ins Zeug legen. Etliche kommen mit konkreten Vorstellungen ins Geschäft. "Ich möchte ein Krümelmonster und eine Raupe Nimmersatt backen", erzählt eine junge Mutter. Andere wiederum lassen sich erst von Corinna Schneider inspirieren und beraten. Häufig verlassen die Kundinnen den Laden mit einer markant rot-weiß gepunkteten Tüte. Die vermehrte Ausschüttung des Glückshormons ist auf beiden Seiten zu beobachten, bei den kreativen Kundinnen und der Ladeninhaberin.

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