Mein Laden:Briefe mit Kräuternote

Mein Laden: Stefanie Elfinger hat in Germering einen Laden mit Doppelfunktion.

Stefanie Elfinger hat in Germering einen Laden mit Doppelfunktion.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Stefanie Elfinger hat in Germering einen Laden mit Doppelfunktion

Von Karl-Wilhelm Götte

Links der kleine Postschalter, rechts die Kräuter und Gewürze - mittendrin Stefanie Elfinger (Foto: Voxbrunner) in ihrem neuen Laden in den Germeringer Einkaufspassagen (GEP). Seit Ende September hat sie ihr Geschäft im ersten Stock gleich neben dem Eingang zum Kino. Die Postkunden kommen vorbei und die Kräuter- und Gewürzliebhaber finden hier eine kaum gekannte Vielfalt vor. Allein 200 verschiedene Kräuter und Gewürze hat Elfinger im Angebot. "Es sind noch mehr, aber die gehen dann auf Bestellung", erklärt sie. Für die Beschaffung besonders teurer Gewürze wie Safran muss sie selbst einen Kilopreis von 800 Euro bezahlen.

Auf einem Teller können die Kunden Kakaobohnen oder Gotschibeeren probieren. Die Kräuter hat sie in großen bunten Eimern im Regal stehen. Darauf steht Weißdorn, Mistelkraut oder Teufelskralle per Hand geschrieben. "Die Eimer sind eine optimale Lösung", sagt sie, als gerade ein Mann eine Briefmarke kauft. Damit werde dem Lebensmittelrecht genüge getan und der Inhalt ist genauso lichtdicht wie aromasicher geschützt.

"Ich verkaufe zumeist pflanzliche Rohstoffe", erläutert Elfinger. Ob daraus Tee wird, ob damit etwas eingefärbt oder sich jemand die Kräuter als Paste auf die Beine schmiere, das sei die Entscheidung des Käufers. "Deshalb bekommen die Kunden auch keine Rezepte von mir." Die würden auch von selbst Anregungen bringen, die sie dann ins Programm aufnehme. Eine Kundin schwärmte neulich von Löwenzahnwurzeln, die angeblich auch gegen Krebs helfen würden. Übliches Haushaltssalz oder Pfeffer findet man im Laden nicht. Dafür gibt es schwarzes hawaiianisches Salz aus Vulkanasche.

Stefanie Elfinger wohnt in Althegnenberg. Aufgewachsen ist die 52 Jahre alte Mutter dreier Kinder in München-Neuaubing. Sie hat zunächst eine Ausbildung als Tierheilpraktikerin gemacht. Dann hat sie Pädagogik und Psychologie studiert und kurz als Therapeutin gearbeitet. Mit Kräutern kam sie schon als Kind in Berührung. "Das hat mir alles meine Mutter beigebracht, sie war so eine Kräuterhexe", erzählt Elfinger und lacht. Seit 20 Jahren beschäftigt sie sich mit Kräutern, Teemischungen und Gewürzen. Parallel zu ihrem Landen in Germering betreibt sie auch noch ein Versandgeschäft über das Internet. Elfinger erstaunt: "Kokosöl ist momentan der totale Knaller."

Natürlich hat sie viel in Bioqualität da. "Bei Wildpflanzen, zum Beispiel bei Brennnesseln oder Johanniskraut, macht das aber eigentlich keinen Sinn", sagt sie. "Bei Chili aber schon, der ist voller Schadstoffe." Sie habe von allen Pflanzen Laborberichte, so verkauft sie seit einem Jahr keinen Ginseng mehr aus China, weil der belastet ist.

Gerade kommt der DHL-Fahrer herein und lädt Pakete ab. "Die Post ist hier die Nummer zwei, zuallererst kommen meine Kräuter und Gewürze", unterstreicht die Ladeninhaberin ihre Prioritäten. Die in der nahen dichten Hochbebauung wohnenden Menschen in Neugermering freuen sich, dass die kleine Postfiliale weiter existiert. Die ist in den vergangenen Jahren in einem Radius von etwa dreihundert Metern mehrmals umher gewandert. Die "Pastapost" wurde nach einer längeren Pause zur "Edekapost". Als der Supermarkt auszog wanderte die Post wieder in Wittelsbacher Einkaufszentrum in den kleinen Laden mit russischen Artikeln - also die "Russenpost". Die hat inzwischen zugemacht und jetzt haben wir die "Kräuterpost". Nicht nur mit Kräutern hat Elfinger langjährige Erfahrungen gemacht. Auch mit dem Postsortiment, mit Briefmarken, Briefen und Paketen kennt sie sich aus, hatte sie doch zuvor eine ähnliche Ladenkombination in Eichenau. "Da hat jedoch die Post dominiert und mein Geschäft kam zu kurz", erzählt Elfinger.

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