Markthalle in Bruck:Zurück auf Los

Jahrelang jagte ein Konzept das nächste, um aus der Parkplatzwüste auf dem Viehmarktplatz die "gute Stube Brucks" zu machen. Nun stehen auch die beiden verbliebenen Markthallen-Entwürfe mangels Wirtschaftlichkeit auf der Kippe

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Umgestaltung des Brucker Viehmarktplatzes droht nun endgültig zur unendlichen Geschichte zu werden. Wie am Dienstag bekannt wurde, spricht ein Gutachten den beiden verbliebenen Entwürfen für eine Markthalle die Wirtschaftlichkeit ab. Die Stadt will zwar versuchen, einen Investor für das Projekt zu finden und Interessenten für Marktstände. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) lässt aber durchblicken, dass sich die vorliegenden Konzepte möglicherweise nicht so ohne Weiteres umsetzen lassen. Das könnte heißen: Zurück auf Los.

Markthalle in Bruck: Zu schön, um wahr zu werden: Das geschwungene Gebäude mit begehbarem Dach der Architekten Haak und Höpfner hat sich im Zuge der Bürgerbeteiligung als Favorit herauskristallisiert, ist aber deutlich teurer als der zweite Entwurf, der ebenfalls in die engere Wahl gekommen ist.

Zu schön, um wahr zu werden: Das geschwungene Gebäude mit begehbarem Dach der Architekten Haak und Höpfner hat sich im Zuge der Bürgerbeteiligung als Favorit herauskristallisiert, ist aber deutlich teurer als der zweite Entwurf, der ebenfalls in die engere Wahl gekommen ist.

(Foto: Computersimulation: Haack und Höpfner)

Die Planungen, aus der oberirdischen Parkplatzwüste mit ihren fast 200 Stellplätzen einen bis zu 130 Meter langen und bis zu 89 Meter breiten innerstädtischen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität zu machen, waren 2010 konkret geworden. Im Stadtrat fand sich schließlich eine Mehrheit dafür, auf dem nördlichen Teil ein großes Wohn- und Geschäftshaus zu errichten und dort Filialen namhafter Elektro- und Modegeschäfte als sogenannte "Einzelhandelsmagneten" anzusiedeln. Der südliche Viehmarktplatz sollte weiterhin den Grünen Markt aufnehmen, also frei von Bebauung bleiben. Unter dem damaligen Oberbürgermeister Sepp Kellerer (CSU) erhielt ein Investor 2011 den Zuschlag. Der sollte der Stadt das nördliche Grundstück abkaufen und ein viergeschossiges Haus nebst Tiefgarage bauen. Ziel war es, einen Teil der Tiefgarage öffentlich nutzen zu können und mit den übrigen Erlösen den Platz attraktiv zu gestalten. Per Bürgerentscheid wurden diese Pläne im März 2012 durchkreuzt - unter den Kritikern war auch der spätere Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV). Seitdem jagte ein Workshop den anderen, es gab Bürgerbeteiligung und mehrere Informationsveranstaltungen. Der heutige OB Erich Raff (CSU) stand den Plänen Pleils, eine luftig wirkende Markthalle zu errichten, zunächst skeptisch gegenüber. Gleichwohl würden er und eine Stadtratsmehrheit ein Markthallen-Konzept wohl unterstützen, sofern die Stadt am Ende mit einer schwarzen Null herauskommt und nicht Jahr für Jahr auf Betriebsdefiziten sitzenbleibt.

Viehmarktplatz

Der Viehmarktplatz liegt nur ein paar Meter von der Hauptstraße entfernt, auf dem südlichen Teil (rechts) findet regelmäßig der Grüne Markt statt.

(Foto: Günther Reger)

Dass dies gelingt, ist spätestens seit der Vorlage einer von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) erstellten Expertise höchst ungewiss. GMA stellte das von den Bürgern favorisierte Loop-Konzept, das eine Markthalle mit begehbarem Dach und im Idealfall einen sechsgeschossigen Turm umfasst, ebenso wie den etwas einfacher gestrickten Entwurf einer Halle mit "ausfahrbaren Marktständen" auf den Prüfstand und kam offenbar zu dem Schluss, dass sich keiner der beiden Entwürfe wirtschaftlich trägt. Dem Vernehmen nach müsste in beiden Fällen die Verkaufsfläche jeweils um etwa 300 auf dann 800 Quadratmeter ausgedehnt werden, um rentabel betrieben werden zu können. "Beide Konzepte rechnen sich so nicht", bestätigte Raff am Dienstag bei einem informellen Pressegespräch im Beisein seines Stellvertreters Christian Götz (BBV).

Mit Blick auf die Bürgerbeteiligung sieht Raff grundsätzlich mehr Chancen für die Umsetzung des Loop-Konzepts - allerdings ohne Turm. Voraussetzung ist, dass sich doch noch jemand findet, der die auf 3,8 Millionen Euro geschätzten Investitionskosten zu schultern bereit ist. Das konservativere Konzept, für das sich die Fachjury ausgesprochen hatte, wäre mit mindestens 1,3 Millionen Euro deutlich günstiger. Möglicherweise könnten die Pluspunkte beider Konzepte noch kombiniert werden, so dass doch noch eine attraktive und gleichermaßen günstige Markthalle entstehen könnte. Die Art der Ausschreibung ließe solche Eingriffe in architektonische Entwürfe zu. Im Dezember soll sich der Fachausschuss mit dem Thema befassen. Dann könnte auch die bislang ausgeklammerte Tiefgarage oder ein zentral gelegenes Parkhaus als Alternative auf den Tisch kommen. Spätestens im Januar soll klar sein, wie es weiter geht. Sollten sich keine Investoren und Mieter finden lassen, dann, so Raff, "bleibt erst mal alles, wie es ist".

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