Marktforschung:Betongold

Der Wert der Immobilien wächst weiter kräftig. In der Zeit von Frühjahr bis Herbst 2016 wird in Fürstenfeldbruck Wohneigentum um 5,7 teurer, die Mieten legen um 5,5 Prozent zu. Aber es wird nicht mehr jeder Preis bezahlt

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Im Landkreis Fürstenfeldbruck gehen nicht nur die Preise für Baugrundstücke, sondern ebenso auch die für Häuser, Eigentums- und Mietwohnungen durch die Decke. Für Mieter ist es bestimmt kein Trost, dass die Kaufpreise in den vergangenen Monaten noch etwas stärker angestiegen sind als die Mieten. So haben nach einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Süd in der Stadt Fürstenfeldbruck die Kaufpreise für Wohnimmobilien zwischen dem Frühjahr und dem Herbst 2016 um 5,7 Prozent zugelegt. Das ist das höchste Plus in den acht untersuchten Kreisstädten des Münchner Umlands. Der Mietpreisanstieg für Bestandswohnungen mit einem guten Wohnwert in Fürstenfeldbruck ist nicht ganz so hoch, er wird mit 5,5 Prozent angegeben.

Laut dem IVD-Institutsleiter Stephan Kippes gibt es dafür zwei Gründe. So gehört Fürstenfeldbruck einerseits zu den Städten im Ballungsraum von München, für die in den kommenden Jahren der höchste Bedarf an Wohnraum erwartet wird. Andererseits ist der Markt, wie Kippes sagt, "sehr abgefischt". Das Angebot ist also nur noch sehr gering. Der Immobilienmarkt-Experte bestätigte auf SZ-Anfrage allerdings auch, was der Fürstenfeldbrucker Volksbankchef Walter Müller vor einigen Tagen bereits bei der Bilanzpressekonferenz seiner Bank sagte. Laut Müller wird inzwischen nicht mehr jeder Grundstückspreis, der gefordert wird, auch bezahlt. Das spricht dafür, dass in bestimmten Segmenten ein Peak erreicht sein könnte, bei dem sich keine Abnehmer mehr finden lassen. "Der letzte Wahnsinn wird dann doch nicht gezahlt", stellt Kippes dazu fest. Um zu ergänzen, das sei auch gut so.

"Aufgrund sehr hoher Baugrundpreise und Baukosten wurde in den vergangenen Jahrer eher im gehobenen Segment Wohnraum errichtet", stellt Stephan Kippes fest. Mit der Folge, dass sich das Angebot im einfachen und mittleren Preissegment "stark ausgedünnt" habe. So bewegten sich in Fürstenfeldbruck die Quadratmeterpreise für Baugrundstücke zuletzt im Herbst zwischen 675 und 900 Euro, wobei sich der Preis für ein Grundstück für ein Einfamilienhaus in guter Wohnlage kaum von dem Preis unterschied, der für ebenfalls gut gelegene Grundstücke für den Geschosswohnungsbau gezahlt wurde. Bis zu 1550 Euro zahlten Käufer für den Quadratmeter Bauland in Germering, in Gröbenzell lagt der Preisspitze laut IVD bei 1050 Euro, in Eichenau bei 1100 Euro, in Puchheim bei 1150 Euro.

Insgesamt verfügen die 23 Städte und Gemeinden des Landkreises noch über Baulandreserven, auf denen 11 500 Wohnungen errichtet werden könnten. Diese Zahl ergibt sich aus Berechnungen des Regionalen Planungsverbandes zum Wohnbaupotenzial.

Im vergangenen Herbst kostete in Fürstenfeldbruck eine Bestands-Doppelhaushälfte, die sich zur Alternative zum Einfamilienhaus entwickelt hat, mit einem guten Wohnwert 607 000 Euro. Bis auf die Stadt Olching, wo eine vergleichbare Doppelhaushälfte für etwa 650 000 Euro zu erwerben war, wurden in Germering, Gröbenzell, Eichenau und Puchheim für ein solches Eigenheim weit höhere Preise bezahlt, die zwischen 750 000 und 760 000 Euro lagen. Für ein frei stehendes Einfamilienhaus mit gutem Wohnwert mussten in Germering 1,4 Millionen Euro gezahlt werden, in Gröbenzell 1,1 Millionen, in Fürstenfeldbruck dagegen "nur" 685 000 Euro.

Olching: Neubauten / Baustelle / Wohnungsbau - Grasslfing

Wegen der hohen Grundstückspreise wird im Landkreis, wie auf der Baustelle in Graßlfing, fast ausschließlich für den gehobenen Bedarf gebaut.

(Foto: Johannes Simon)

Im städtischen Ballungsraum des Landkreises zwischen Germering und der Kreisstadt leben 80 Prozent der Landkreisbewohner. Hier kosteten Bestandseigentumswohnungen mit gutem Wohnwert je Quadratmeter zwischen 3700 Euro in Puchheim und 3180 Euro in Fürstenfeldbruck.

Laut IVD-Studie liegen die Mieten, ebenso wie die Kaufpreise, im dicht besiedelten östlichen Teil des Landkreises fast auf Münchner Niveau. Für Bestandswohnungen mit gutem Wohnwert wurden in Bruck 11,20 Euro Miete je Quadratmeter gefordert, in Gröbenzell 11,80 Euro, in Germering 12,30. Neubauwohnungen in guter Lage sind nicht viel teurer. Die Differenz betrug in der Kreisstadt je Quadratmeter 70 Cent. Stellt eine Gemeinde Bauland zur Verfügung, könnte eine kommunale Gesellschaft laut einem im Gröbenzeller Gemeinderat vorgestellten Gutachten Wohnungen mit Quadratmeter-Mieten von etwa zehn Euro errichten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: