Markt in Olching:Große Bühne für die Küchenreibe

Marktsonntag Olching

Bürsten, Fliegenklatschen, Siebe, Untersetzer - alles schön und gut. Die wirklichen Kassenschlager sind an diesem Tag aber Regenschirme.

(Foto: Günther Reger)

Am Sonntag hält sich der Andrang wetterbedingt in Grenzen. Das immerhin ermöglicht einen freien Blick auf Raritäten und manchen Klassiker

Von Julia Bergmann, Olching

Eine kleine Menschenschar hat Joachim Dickschat trotz des schlechten Wetters um seinen Stand auf dem Olchinger Marktsonntag versammelt. Er verkauft den Klassiker schlechthin: das Multifunktionsschneidewerkzeug für die Küche. Unter denen, die dem meditativen Prozess des Gemüsezerkleinerns beiwohnen, stehen auch Birgit und Wolfgang Biller. Extra aus Wiedenzhausen sind sie nach Olching gekommen, der Besuch des hiesigen Marktsonntags sei für sie schon fast so etwas wie eine Tradition.

Dass die Besucherscharen, die sich sonst bei gutem Wetter an den Ständen der rund 170 Händler vorbeischieben, am Sonntag ausgeblieben sind, finden zwar einige der Verkäufer schade, für die Billers aber ist das ein Vorteil. "Wir haben uns gefreut, dass nicht so viel los ist", sagen sie. Endlich können sie mal in Ruhe zwischen den Ständen entlangbummeln. Die beiden beobachten den Multifunktionsschneidewerkzeug-Verkäufer. Zucchini und Karotte, gehobelt, gestiftelt und geraspelt, türmen sich vor dem Verkäufer, der im Gestus eines amerikanischen Werbe-TV-Kochs seine Allround-Küchenhobel feilbietet. "Billiger als im Fernsehen", ruft er. Totaler Preiskampf zwischen Gitterkartoffeln und Karottenstreifen: "Jetzt liegt es an Ihnen, sie müssen mir nur sagen, wie viele Sie wollen", ruft er in die Runde. Birgit und Wolfgang Biller gucken sich an und grinsen. "Wir haben schon so einen, jetzt wissen wir auch,was man damit machen kann", sagt Wolfgang Biller.

Wenige Meter entfernt: ein Stand dessen Aufschrift aus der Ferne nicht mehr verrät als "Fux, Bär, Yeah". Davor nur junge Leute in schwarz-weißen Sweater-Jacken, mit geheimnisvollen geometrischen Prints. Was der Launch eines neuen und unfassbar angesagten Clubs sein könnte, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Werbung für die Amperchallenge: Ein Acht-Kilometer-Lauf mit 15 Hindernissen, der am 23. September zum zweiten Mal stattfinden soll. Weil es beim ersten Mal so gut lief, hat Veranstalter Max Rastorfer in diesem Jahr für die Amperchallenge sogar eine eigene Firma gegründet. Der pfiffig-jugendliche Slogan in Lang-Version: "Schnell wie ein Fux, stark wie ein Bär, wir so Amper, ihr so Yeah".

Weiter in Richtung Bahnunterführung hat der Engländer Andrew Towers seinen Stand aufgebaut. Er verkauft seit nunmehr einem Jahr Bambusprodukte. Brillen, Handycover, Uhren - alles aus dem schnell nachwachsenden Rohstoff gefertigt, zum Teil Unikate. "Früher habe ich DVDs verkauft", erklärt er und wirft einen Blick hinüber zu seinen Restbeständen. "Die Zeit ist vorbei", sagt er, spätestens seit Netflix. Er selbst lebe umweltbewusst und seine Produkte seien etwas Besonderes, das man nicht überall bekomme, sagt er und macht eine ausladende Geste. Keine 20 Meter weiter versucht ein weiterer Multifunktionsschneidewerkzeug-Verkäufer, Besucher an seinen Stand zu locken. Überhaupt gibt es auf dem Marktsonntag Küchenutensilien in rauen Mengen, Zwischen Mandolinen und Pfannen findet sich gar der heilige Gral aller Küchenhelfer: der Thermomix. Dazwischen immer wieder Kräuter, Socken, Scheren, Bürsten in allen Größen und Formen und Klamottenstände, die modisch gut uns gerne auf einen Selbstfindungstrip nach Goa vorbereiten könnten.

Neben den Marktsonntagsklassikern lassen sich aber auch Raritäten finden: ein Imker, der Bienenwaben mitgebracht hat, so dass seine Kunden bei der Honigproduktion direkt zusehen können, eine Hundekeksbäckerei, Fair-Trade-Angebote und ein Bungee-Trampolin, das die Kinder vor der Kulisse von Sankt Peter und Paul in den grauen Himmel katapultiert. Eine Mischung, die immerhin auch bei Nieselregen sehr wohl einige Besucher angelockt hat.

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