Mangel:Klinik ohne Kinderabteilung

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Mutter fordert Pädiatrie in Fürstenfeldbruck. Landrat Thomas Karmasin kann ihr aber nur wenig Hoffnung machen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Eltern, die Kinder haben, wissen, wie wichtig es in Notfällen ist, wenn eine Kreisklinik wie die in Fürstenfeldbruck über eine pädiatrische Fachabteilung, also eine Kinderabteilung, verfügt. Die Fürstenfeldbruckerin Sonja Schubert berichtete am Dienstag der SZ-Redaktion über ihre Erfahrungen mit ihrem kranken Sohn, den sie am vergangenen Samstagabend wegen eines Notfalls in die Kinderabteilung der Starnberger Klinik bringen musste. Den Tipp, ihren dreijährigen Buben nachts an der Starnberger Klinik untersuchen zu lassen, erhielten die besorgten Eltern übrigens telefonisch von einem Mitarbeiter des ärztlichen Notdienstes.

Es sei eine Schande, dass ein Krankenhaus wie das in Fürstenfeldbruck über keine eigene Pädiatrie verfüge, meint die Mutter, die ihre Situation als "beklemmend und bedrückend" beschreibt. Sonja Schubert kann es einfach nicht fassen, dass eine Klinik in einer in einer Boomregion gelegenen Kreisstadt wie Fürstenfeldbruck mit einem großen Zuzug über keine eigene Kinderabteilung verfügt. Was letztlich dazu führe, dass Eltern mit ihren Kindern lange Fahrten nach München oder Starnberg auf sich nehmen müssen.

Große Hoffnungen, dass ihr Wunsch nach einer Kinderabteilung erfüllt wird, macht Landrat Thomas Karmasin (CSU) der Fürstenfeldbruckerin nicht. Karmasin kann die Situation und die Verärgerung zwar gut verstehen. Er erinnert aber auch daran, dass schon seit fast dreißig Jahren eine Kinderabteilung für Fürstenfeldbruck gefordert wird. Ginge es nach dem Landkreis, dem Träger der Klinik, dann gäbe es die Pädiatrie schon längst. Bereits seine Vorgängerin habe das befürwortet, sagt der Landrat. Geschehen sei trotz wiederholter Initiativen jedoch nichts. Die Entscheidung darüber, welche Klinik welche Abteilung bekomme, fällt laut Karmasin nämlich auf Landesebene im Krankenhausplanungsausschuss. Und hier würden die Krankenkassen mitreden, die die Kinderabteilung später mitfinanzieren müssen. Zudem verweist der Landrat auf Richtlinien und geforderte Fallzahlen.

Sollte es nicht für eine Kinderabteilung reichen, dann wäre es gut, wenn wenigstens ein Kinderarzt an der Brucker Klinik beschäftigt würde, meint Sonja Schubert. Sie berichtet, ihre Situation als "beklemmend und bedrückend" empfunden zu haben. Für die Mutter ist auch der Hinweis des Landrats kein Trost, dass in der Notaufnahme in Fürstenfeldbruck niemand abgewiesen und jedes Kind von einem Arzt zumindest angeschaut werde, "wenn es normal läuft". Schubert war, wie sie sagt, hier schon einmal mit ihrer älteren Tochter abgewiesen worden.

Auch Werner Kainzinger, der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbands, hält eine Pädiatrie für berechtigt. Er verweist darauf, dass Kinder schließlich keine kleinen Erwachsenen seien, sondern im Umgang mit ihnen durchaus Fachkompetenz gefragt sei. Das beginne bei der Dosierung von Medikamenten und betreffe auch die Impfproblematik. Auch wenn Hausärzte über Erfahrungen in der Behandlung von Kinder verfügen, hält es Kainzinger für verständlich, dass Mütter bei der medizinischen Versorgung ihrer Kleinen Sachkompetenz fordern. Der Wunsch nach einer Pädiatrie sei in der Bevölkerung tief verwurzelt und sei vielen eine Herzensangelegenheit. Kainzinger verweist aber auch auf die gescheiterten Versuche an der Kreisklinik, eine pädiatrische Fachabteilung oder eine Abteilung mit Belegbetten von Kinderärzten einzurichten. Wegen der fehlenden Wirtschaftlichkeit oder des fehlenden Interesses von Kinderärzten seien diese Pläne nicht umgesetzt worden. Auch der Versuch, im Landkreis einen kinderärztlichen Notdienst einzurichten, scheiterte laut Kainzinger.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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