Mammendorf:Organisatorische Meisterleistung

Das Bundesjugendlager der Malteser in Mammendorf funktioniert nur so gut, weil es im Hintergrund klare Strukturen und eine ausgefeilte Infrastruktur gibt

Von Christian Lamp, Mammendorf

Vor dem Sanitätszelt spielen kleine Kinder in schmutzigen Pfützen, ein Generator steht verwaist im Schatten. Scharen von Jugendlichen ziehen unbeaufsichtigt zwischen Zelten und Hütten umher. Was wie eine Szene aus einem Katastrophengebiet klingt, ist das diesjährige Zeltlager der Jugendorganisation des Malteser Hilfswerkes. Hier scheint der katholische Orden spielerisch den Ausnahmezustand proben zu lassen. Diese Freiheiten sind allerdings nur möglich, weil es im Hintergrund eine straffe Organisation gibt.

Es dürfte deshalb kein Zufall sein, dass die Fäden der Veranstaltung in den Händen des ehemaligen Soldaten Sven Dinglinger zusammen laufen. Er bezeichnet das Lager als ein "Miteinander auf Augenhöhe". Aber das friedliche, "eher unelektronische" Zusammenleben von über 800 Menschen auf engstem Raum erfordert trotz der immer wieder beschworenen Hilfsbereitschaft doch eine funktionierende und technisierte Infrastruktur.

Der Überzeugung ist auch Thomas Geischeder, Leiter der Traunsteiner Sondereinsatzgruppe Verpflegung. Wie die meisten anderen der rund 90 Helfer ist er mit seinem Team ehrenamtlich vor Ort. Bis zu 2500 Mahlzeiten bereitet das Team jeden Tag frisch in der provisorischen Küche zu. Die zwei mobilen Feldküchen, die "so auch im Krieg" zum Einsatz kämen, werden allerdings durch drei sensible Konvektomaten und noch mehr Gerät im beschaulichen Mammendorf ergänzt, um dem Katastrophenschutznachwuchs 200 Kilo Schweinebraten und etwa 1000 Knödel oder 140 Kilo Schinkennudeln servieren zu können.

Seit Oktober 2016 laufen über Geischeder die Vorbereitungen für die Verpflegung. 70 bis 80 Vegetarier und einige Allergiker müssen berücksichtigt, die Mahlzeiten und Essensmengen mit der Bundesleitung koordiniert werden. In der Küche herrscht Akkordarbeit, wenn es hoch hergeht, müsse er auch mal jemanden "zamschreien", wie der Traunsteiner entschuldigend sagt. Am Ende sei aber stets "die gute Stimmung" das Ziel, Hauptsache, es macht Spaß. Seine "Mädels" lassen es sich dann auch nicht nehmen, in der Pause vor dem Spülzelt zu tanzen und zu singen.

Die vom Malteserlogo gezierte, bestens durchgeplante Infrastruktur des Zeltlagers wird ein wenig konterkariert durch die lauten Bässe, die von der schwarzen "Jurtenburg" über die Maisfelder wummern. Die ist auch das Zentrum der dominierenden Pfadfinderästhetik: Lagerfeuer, Fahrtenlieder, Akustikgitarre. Bewusste Entschleunigung im Einklang mit der Natur nennt denn auch der ehemalige Bundeswehrsoldat Dinglinger die Idee hinter dem Camp. Bei undogmatischem Gesang und einer beschaulichen Nachtwanderung konkretisiert sich die trotz katholischer Trägerschaft relativ freischwebende Religiosität, die sich, wie auch Annika Nischik vom Presse-Team betont, als "gelebte Ökumene" versteht. Kameradschaft in der Hilfsbereitschaft, das scheint die Grundtendenz des Zeltlagers zu sein. Auch die Regeln beim Sportfest wurden so modifiziert, dass jeder ohne Angst dabei sein kann.

Am Ende also ist es das Spielerische, das bei den jugendlichen Teilnehmern des Camps ankommt. Nur mit einem freien Miteinander und guter Organisation kommt die Veranstaltung dann aber doch nicht aus. Im "Service-Bereich" gilt es die obligatorische Teilnahmegebühr zu zahlen und nebenbei können die Kinder dort auch Getränke und Süßigkeiten sowie extra für das Camp entworfene T-Shirts für zehn Euro kaufen.

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