Mammendorf:Match und Matsch

Das traditionelle Jugendfußball-Pfingstturnier leidet wieder einmal unter dem Wetter. Doch die 900 Nachwuchskicker lassen sich von Kälte und Regen den Spaß nicht verderben

Von Karl-Wilhelm Götte, Mammendorf

Gerade kommt ein Betreuer aus Emmering ins Vereinsheim gestürmt und berichtet empört von einer "Katastrophe". Auf einem Teil des Zeltplatzes würden seine jungen Fußballer "knöcheltief" in den schlammigen Boden mit Hackschnitzeln einsinken und die Hackschnitzel würden schon zu stinken anfangen. Turnierleiter Stefan Thurner und sein Stellvertreter Florian Simetsreiter vom Mammendorfer Internationalen Fußball-Jugendpfingstturnier versprechen Abhilfe in den nächsten zwei Stunden. "Wenn in zwei Stunden nichts passiert ist, komme ich wieder", droht der Betreuer noch. "Es muss immer schnell, schnell gehen", sagt Thurner und regt sich nicht mehr auf, wenn er von solchen Zeitgenossen heftig angegangen wird. Das große Pfingstturnier findet zum 49. Mal statt und dieses Jahr wieder einmal unter erschwerten Bedingungen, weil an den drei Turniertagen das Wetter kühl und vor allem regnerisch ist.

Eigentlich müssen Thurner, Simetsreiter und bis zu 160 Helfer und Schiedsrichter für einen reibungslosen Turnierablauf sorgen. Das ist schwer genug, weil mehr als 900 Kinder von den Sechsjährigen bis zu 15-Jährigen in fünf verschiedenen Altersklassen ihre Turniersieger ausspielen. Für die 85 teilnehmenden Mannschaften stellt der SV Mammendorf fünf Fußballplätze auf dem großen Sportareal bereit. Gerade spielen die Kleinsten des TSV Jesenwang und des TSV Geltendorf - die F2-Jugend beider Vereine - hinter dem Vereinsheim gegeneinander. Christian Fleischer, der Jesenwanger Trainer, versucht seine Mannschaft verbal etwas zu ordnen. "Maximilian spiel den Ball", fordert er einen Jungen auf, der gerade etwas zu lange fummelt und prompt den Ball verliert. Doch Fleischer lobt vor allem seinen "Sack voll Flöhe", wie er sagt. Mit "super" oder "prima" muntert er seine Jungs ständig auf. Weil es kaum sechs Grad sind, haben die meisten jungen Fußballer Mützen auf dem Kopf. Es steht 0:0 und kurz vor Schluss befördert Kimi, der kleine Jesenwanger Torwart, den Ball über die Grundlinie zur Ecke. Sekunden später kommt der Schlusspfiff und Kimi kommt stolz auf Fleischer zu: "Ich habe keinen reingelassen." Fleischer freut sich mit Kimi. "Das 0:0 ist super", sagt der Trainer. Bisher hatten die Jungs nur verloren.

Beim Pfingstturnier in Mammendorf sind fast alle Landkreisvereine vom SV Germering bis zum TSV Moorenweis mit ihren Jugendmannschaften vertreten. Auch die Stammgäste aus der Schweiz vom FC Rüti bei Zürich sind wieder da. Sie sind mit drei Teams gekommen und spielen in den Turnieren der E-, D- und C-Jugend mit. "Momentan sind wir vorne dabei", sagt Kapitän Petar Simeonovic der C-Jugend: "Wir haben zweimal gewonnen und zweimal Unentschieden gespielt." Einige Spieler waren in jüngeren Jahren schon in Mammendorf dabei. Sie bekommen drei Großzelte vom Veranstalter gestellt. Draußen prangt eine große Fahne der Schweiz. Über die nächtliche Kälte im Zelt klagt niemand.

"Mit Betreuern und Trainern sind 1200 Personen da", erzählt Simetsreiter. Die meisten davon zelten auch drei Tage um das weitläufige Gelände herum. Für die Kinder ist das ein Abenteuer.

Auch für die große Gruppe des SV Sillenbuch, der aus einem Stuttgarter Stadtteil kommt. "2017 sind wir 30 Jahre hier dabei", erzählt de Jugendleiter Sascha Penna. Sie sind dieses Jahr mit neun Mannschaften und 106 Kindern gekommen. Er zeigt auf den Zeltplatz. "Dort haben wir mit zwölf Zelten unsere Wagenburg aufgebaut." Ein Küchenzelt mit Kochpersonal haben sie auch dabei. Die Sillenbucher versorgen sich selbst. "Heute gibt es Maultaschen zu essen", verkündet Penna, dass jeden Tag zwei warme Mahlzeiten gekocht werden.

Das Mammendorfer Pfingstturnier ist jedes Jahr der Renner im Verein. "In zwei Wochen Anmeldefrist sind alle Plätze vergeben", sagt der Jugendleiter. Der Verein ist auch immer sehr erfolgreich. 2015 gewannen die Stuttgarter einen Siegerpokal und belegten dreimal den zweiten Platz. Im riesigen Verpflegungszelt des SV Mammendorf geht es zur Mittagszeit ebenfalls hoch her. Leberkäs mit Kartoffelsalat haben die Kinder auf ihren Tellern. "Wir geben jeden Tag drei Mahlzeiten mit etwa 600 Essen aus", berichtet Organisationschef Thurner. Der ist mittlerweile 38 Jahre alt und organisiert seit 24 Jahren das Turnier mit.

Schon eine Stunde nach der lautstarken Beschwerde des Betreuers kommt ein Traktor aus dem Dorf angefahren und kippt aus einem großen Anhänger neue Hackschnitzel auf die schlammigen Wege. Zehn Helfer verteilen sie mit Schaufel und Schubkarren und hoffen darauf, dass kein Regen mehr kommt.

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