Mammendorf:Letztes Zeugnis verschwindet

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Soll einem Wohnblock weichen: der vordere Teil des einstigen Molkereikomplexes an der B 2 in Mammendorf. (Foto: Günther Reger)

Der Rest des ehemaligen Molkereikomplexes in Mammendorf wird abgerissen. An seiner Stelle sollen 20 Wohnungen gebaut werden

Von manfred Amann, Mammendorf

Der vordere Teil des einstigen Molkereikomplexes an der Ecke Bundestraße 2/Kreuzstraße in Mammendorf soll einem großen Wohnblock mit über 20 Wohnungen weichen. Damit verschwindet auch das letzte Zeugnis eines regionalen Wirtschaftszweiges, der Jahrzehnte lang das Ortsbild prägte. Der hintere Teil der Gebäude ist schon 2003 verkauft und mit Wohnhäusern bebaut worden. Um die bestehende Häuserflucht zu erhalten, besteht der Gemeinderat darauf, dass der Neubau nicht näher an die B 2 heranrückt, als das alte Gebäude. Mehrmals war im Gemeinderat bemängelt worden, dass die ehemalige Molkerei mit ihrer Lieferrampe zur B 2 hin dem Ortsbild nicht gerade förderlich sei. Wie Bürgermeister Josef Heckl in der jüngsten Ratssitzung berichtete, wurde das Anwesen nun von einem Investor erworben, der dort eine Wohnbebauung samt Tiefgarage plant.

Im Gemeinderat herrscht Einvernehmen, dass der Platz gut geeignet ist, um im Sinne einer Nachverdichtung im Innenbereich Wohnraum zu schaffen. Der Architekt der "Isar 1 Projektentwicklungs-GmbH" hatte dazu zwei Vorschläge eingereicht. Variante eins sieht vor, zwei 20 Meter lange und zehn Meter breite Reihenhauszeilen zu errichten. Dabei sollte die Reihenhausgruppe an der B 2 mit Blick auf die Umgebungsbebauung über dem Erdgeschoss zwei Stockwerke und ein Dachgeschoss bekommen, das zweite dahinter ein Stockwerk weniger. Diese Planung fiel bei den Ortspolitikern jedoch durch. Sie favorisierten die Alternative, nach der ein etwa 40 Meter langer und 14 Meter breiter Block mit zwei Stockwerken über dem Erd- und dem Dachgeschoss das Molkereigebäude ersetzen soll. Ein kompakter Wohnblock passe besser ins Ortsbild als Reihenhäuser, befanden Siegfried Schnell (CSU), Stefan Bauer und Thomas Holzmüller (beide FW). Schnell regte zudem an, den jetzigen Abstand zur Bundesstraße beizubehalten, was laut Bürgermeister Heckl auch wegen des Lärmschutzes von Vorteil ist und dem geplanten Ausbau der Augsburger Straße zugutekomme. Außerdem könnte die Gemeinde vorgelagerten Grund erwerben und damit sicherstellen, dass die Wasserleitungen, die jetzt auf Privatgrund verlegt sind, auf Gemeindegrund kommen.

Zur Verbesserung des Lärmschutzes regte Altbürgermeister Johann Thurner (Bürgergemeinschaft) an, dem Investor einen Baukörper in L-Form vorzuschlagen. Der Anbau könnte als Entschädigung für die Wohnungen angeboten werden, die wegfallen, weil der geplante Wohnblock den bestehenden Abstand zur B 2 einhalten soll. Elmar Wagner hält es auch für ratsam, bei der Detailplanung darauf zu achten, dass die Dachkonstruktion zur Umgebung passt.

Die Molkerei wurde 1936 von einer bäuerlichen Genossenschaft gegründet, nachdem eine Rahmstation nicht mehr ausgereicht hatte, um die von den Mitgliedern der Genossenschaft gelieferte Milch zu verarbeiten. Damals wurden etwa 1000 Liter täglich angenommen. Schon ein Jahr später erreichte die Molkerei wegen der Milchmengenzunahme ihre Kapazitätsgrenze, und es wurde angebaut. Liefermenge täglich 7000 Liter. Während des Zweiten Weltkrieges ging die Milchproduktion deutlich zurück, danach stieg sie wieder an, so dass die Molkerei 1953 erneut erweitert werden musste. Ihren Verarbeitungshöhepunkt erreichte der Betrieb, der mittlerweile mehrfach den Pächter gewechselt hatte, im Jahre 1983 mit 18 Millionen Liter. 1996 kam das Ende der Produktion und das Gebäude wurde veräußert. Nach dem Verkauf wurden im Betriebsgebäude hochwertige Spirituosen hergestellt, nebenan zog eine Anwaltskanzlei ein.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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