Mammendorf:Im Bonbonregen

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Von der Steinzeit bis zur US-amerikanischen Neuzeit reicht die Themenpalette beim Mammendorfer Faschingsumzug. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bombige Stimmung beim Gaudiwurm in Mammendorf

Von Manfred Amann, Mammendorf

Der Kornkreis, den Aliens vorigen Sommer in Sepp Hubers Weizenfeld zauberten, hat offensichtlich Folgen hinterlassen. Glaubt man der "Kirta-Blosn", dann ist schon ein Achtmonatskind da. Beim Faschingszug in Mammendorf zeigte die Gruppe ein liebendes Pärchen im Energiefeld des von Außerirdischen heimgesuchten Weizenfeldes und meinte: "Kornkreiskinder kommen bald und da Huber zahlt". Aliens schleiften einen Teppich mit, auf dem der Kornkreis abgebildet war, in einem Backofen wurde "Kornkreisbrot" gebacken, Hubers "Spenden-Opferstock" war auch dabei und in Anspielung auf die Geschäftstüchtigkeit des Bauern und des Bäckers hieß es: "An Sepp sei Woazn und an Nau sei Brot hilft bei geistiger Not." Was Mammendorf selbst betrifft, wurde auch die geplante Ortsumfahrung vom Schützenverein nach dem Motto: "Karl der Käfer wird da nicht gefragt" auf die Schippe genommen und die Basketballerinnen freuten sich über die Palmen, die der Bauhof in die Kreisverkehre pflanzt, "denn "warum denn in den Urlaub reisen, wenn Mammendorf so nah am Meer".

Mit 26 Themenwagen, zehn Fußgruppen und vielen maskierten Paaren und Einzelpersonen erreichte der Narrenwurm erneut eine Rekordlänge. Wegen des Wetters waren die Straßen allerdings nicht so dicht von Besuchern belagert wie in anderen Jahren. Auf die Stimmung hatte dies keine Auswirkungen. Es wurde ge- sungen, geschunkelt und gefeiert, bis man sich quasi zum Ausklang der närrischen Zeit vor dem Rathaus zum bunten Faschingstreiben traf. Und auch die Kinder hatten ihren Spaß, denn es regnete Bonbons und andere Süßigkeiten in Hülle und Fülle.

Angeführt wurde der Narrenzug von der "Jim-Knopf-Lokomotive", von der aus Bürgermeister Heckl, Kulturreferent Anton Fasching und Mitglieder des Komitees Bonbons warfen, das heuer zum ersten Mal den Mammendorfer Fasching organisiert hatte, "weil es für einzelne Vereine mittlerweile nicht mehr zu schaffen ist", wie ein Mitglied erklärte. Die meisten Wagen mit ihren monströsen Aufbauten kamen von den Dörfern aus der Verwaltungsgemeinschaft und darüber hinaus. Gleich hinter der Lok ließ der Burschenverein Adelshofen ein Traumschiff auffahren. "Wir wollten heuer kein politisches Thema nehmen, es uns nur gut gehen lassen wie auf einem Traumschiff", verriet Robert Bals.

Politisch gaben sich indes die Nassenhausener Burschen mit ihrer Forderung nach einer Legalisierung von Marihuana, während sich die Mammendorfer als "Goaß-Maßn-Liebhaber" outeten und die Jesenwanger als Bierkönige. Der Luttenwanger Nachwuchs interpretierte den Brexit als Bayerischen Exit und forderte ein "Königtum Bayern" mit "Luttenwang zuerst". Aus Landsberied waren Dutzende Mexikaner gekommen, die von einer "Trump-Mauer" herab verkündeten: "Ist die Mauer da, gibt`s kein Koks mehr für USA". Die Pucher Jugend machte sich schlümpfisch Gedanken um "Garga-Mutti" Merkel und Etti`s Bier-Stüberl aus Hattenhofen präsentiert ein gigantisches Trojanisches Holzpferd als "Die Schleuser der Antike". Mehrere Gruppen machten sich Sorgen um den Klimawandel als Eisbären, die "absaufen", oder als Waldretter und Jäger, die um Hirsch und Baum bangen. "Weil es noch Mal so kalt geworden ist", waren die Tanzsportler vom SV Mammendorf "noch schnell in Schneemannskluft geschlüpft", Jesenwanger waren auf "Couch-Tour". Auch Barney Geröllheimer (Moorenweis) fuhr auf einer steinernen Straßenwalze in Begleitung von Familie Feuerstein mit, die Mammendorfer Freundesgruppe "Pealfinetawe" präsentierte das Musical "König der Löwen" und die Oberschweinbacher Jugend forderte von einem rauchenden Atomkraftwerk herab, endlich den Ausstieg anzugehen.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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