Mammendorf:Einmal Vilshofen und zurück

Mammendorf: Wie die SPD die gesetzliche Rente zu stärken gedenkt, erläutert Klaus Barthel den Genossen im Landkreis.

Wie die SPD die gesetzliche Rente zu stärken gedenkt, erläutert Klaus Barthel den Genossen im Landkreis.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Kreis-SPD bringt einen langen Aschermittwoch im Landkreis-Westen zu Ende

Von Manfred Amann, Mammendorf

Getragen vom "Schulz-Hype", wie SPD-Bundestagskandidat Michael Schrodi formulierte, und "in voller Fahrt und mit hoher Energie zurück aus Vilshofen", wo der Kanzlerkandidat der Partei, Martin Schulz, mittags die Massen begeistert hatte, haben die Sozialdemokraten im Landkreis am Abend ihren eigenen Aschermittwoch begangen. Nach dem Fischessen ging es im Mammendorfer Bürgerhaus vor allem um Rentengerechtigkeit als wesentlichen Aspekt der sozialen Sicherheit - ein Kernthema, mit dem die SPD im Bundestagswahlkampf um die Wählergunst werben will. "Wie wir die gesetzliche Rente stärken", war das zentrale Thema, dem sich der Gastredner, der Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel (Wahlkreis Starnberg), widmete und das auch die Diskussion bestimmte.

Etwa 80 Sozialdemokraten konnte Ortsverbandsvorsitzender Jürgen Cullmann in der "SPD-Hochburg Mammendorf im Brucker Westen" begrüßen. Unter den Gästen war auch Uta Titze-Stecher, die von 1990 bis 2002 dem deutschen Bundestag angehörte und dafür warb, bei den anstehenden Wahlen zum Landesvorsitzenden Bayerns "Barthel, dem richtigen Mann zur richtigen Zeit", die Stimme zu geben. Schrodi stellte zwei neue Mitglieder vor. 20 Bürger hätten sich seit Bekanntwerden von Schulzes Kanzlerkandidatur schon aufnehmen lassen, freute sich der Wahlkreiskandidat und kündigte eine "Werbekampagne" an, "damit die SPD mitgliederstärkste Partei und Volkspartei bleibt". Zu Gast war auch Philipp Heimerl, der Oberbürgermeister von Fürstenfeldbruck werden will.

Vor Barthels Rede wies Schrodi auf wesentliche Schieflagen hin, denen sich die Partei mit dem Ziel, mehr soziale Sicherheit zu schaffen, widmen wolle. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sei unabdingbar und soziale Gerechtigkeit habe auch mit Bildung zu tun, sagte er und verurteilte den "von der CSU verursachten Investitionsstau im Bildungsbereich in Höhe von 34 Milliarden Euro allein in Bayern". Dass in der Region bezahlbarer Wohnraum gebraucht werde, sei in aller Munde, seit 15 Jahren habe er als Kommunalpolitiker darauf hingewiesen und entsprechende Anträge gestellt, sei aber stets - auch bei Katrin Staffler, der Bundestagskandidatin der CSU - auf Widerstand gestoßen. Der knapp 40-jährige Gymnasiallehrer wunderte sich auch über "Seehofers Freunde, Erdogan und Trump" und warb für eine starke EU, "damit das Friedensprojekt Europa nicht gefährdet wird", um dann mit einem Blick nach Österreich auf das Rententhema überzuleiten. Im Nachbarland betrage die Durchschnittsrente für Männer 1550 Euro und werde 14 Mal im Jahr bezahlt, so dass der Monatsdurchschnitt tatsächlich bei 1820 Euro liege, während ein Deutscher nur 1129 Euro bekomme. Bei den Frauenrenten sei der Unterschied ähnlich groß, erklärte Schrodi und fragte: "Wie haben die Österreicher das geschafft?".

Aus Barthels Sicht ist dafür ein "Systemwechsel" erforderlich, der alle Erwerbstätigen entsprechend ihrem Einkommen einbezieht. Auch Beamte, Richter, Freiberufler und Unternehmen müssten in die Rentenkasse einzahlen, ferner dürfe der Staat Sonderformen wie Mütterrente oder Ostrenten nicht aus der Rentenkasse, sondern mit Steuergeldern begleichen. Die Privatisierung der Alterssicherung müsse zurückgenommen werden, außerdem müssten "atypische Arbeitsverhältnisse" wie Leiharbeit stark reduziert werden und es müsse auch wieder eingeführt werden, dass für Arbeitslose in die Rentenkasse einbezahlt wird, um ein Ableiten in Altersarmut zu verhindern. "Zur sozialen Gerechtigkeit gehört auch die Rückkehr zur paritätischen Beitragszahlung von Arbeitern und Betrieben", fordert der 61-jährige Bundestagsabgeordnete. Ferner müsse die Rentenformel geändert und die Höhe der Rente wieder an die Lohnentwicklung gekoppelt werden. Auf die Anmerkung aus dem Saal, der Systemwechsel werde nicht einfach sein, meinte Barthel: "So schnell wie möglich in der Zeit blühender Konjunktur einsteigen und dann Schritt für Schritt umstellen". "Und das geht nur mit der SPD", ergänzte Michael Schrodi.

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