Maisach:Wie aus Kartoffeln Pommes werden

Erlebnisbauernhof

Führerscheinprüfung unter 18: Drittklässler aus Maisach erlernen die Tricks des Schubkarrenfahrens.

(Foto: Günther Reger)

Studenten der Landwirtschaftsschule gestalten für Drittklässler einen Erlebnistag auf dem Bauernhof der Familie Schlammerl

Von Lisa Severin, Maisach

Schon von weitem dringen einem aufgeregte Kinderstimmen entgegen. Hier sieht man ein lachendes Mädchen mit einem gefüllten Schubkarren in den Händen und dort drüben springen ein paar fröhliche Buben zum offen stehenden Tor einer beeindruckenden Scheune. Trotz nicht so gutem Wetter lässt das idyllische Bild keine Zweifel zu: Es handelt sich eindeutig um den kinderfreundlichen Tag auf dem Erlebnisbauernhof Schlammerl am ruhigen Ortsrand von Maisach. Buben und Mädchen der Klassen 3b und 3c der Maisacher Grundschule hatten das Glück, in das abwechslungsreiche Leben auf einem Bauernhof einzutauchen. Die insgesamt 47 Schüler und Schülerinnen wurden von Lehrern und Betreuern begleitet und durften für einen Vormittag das Klassenzimmer verlassen: Unter dem Motto "learning by doing" konnten sie den Hof der Familie Schlammerl ganz genau unter die Lupe nehmen.

"Seit 2013 kann sich mein Vater Josef zertifizierter Erlebnisbauer nennen und daher immer wieder spannende Tage für die Kids organisieren", sagt Benedikt Schlammerl, Sohn des Hofbesitzers und Student im dritten Semester Landwirtschaft, voller Stolz. Er ist einer der 13 Studenten, die sich ein ganz besonderes Konzept für diesen Tag einfallen ließen. An sieben verschiedenen Stationen können die aufgeweckten Kinder alles rund um das Thema "Schüler erleben Landwirtschaft" erfahren. Die Stationen wurden von den Studierenden des dritten Semesters der Landwirtschaftsschule in Fürstenfeldbruck eigenständig erarbeitet.

Jeweils zwei Personen beschäftigten sich mit einer landwirtschaftlichen Thematik ihrer Wahl und übernahmen vor Ort dann eine Station. Die Grundschüler wurden vorab in Gruppen aufgeteilt, durch ständiges Rotieren konnten alle Gruppen jede der sieben Stationen besuchen. "Die Studenten stehen nun kurz vor dem Abschluss, und statt eine Schulaufgabe im Klassenzimmer zu schreiben, wurde der Erlebnistag einfach als Projekt umgesetzt, wobei jeder einzelne danach benotet wird", erklärt Ludwig Höck, Semesterleiter und Lehrer an der Landwirtschaftsschule. Neben grundlegenden Informationen, die von den Studenten gegeben werden, dürfen die Kinder viele Dinge selbst ausprobieren und sich somit vollkommen am Erlebnistag miteinbringen. Einen solchen gibt es immer wieder auf dem Hof: ungefähr zehn Mal im Jahr. Nur, dass er von den Studenten organisiert wird, sei neu, sagt Benedikt Schlammerl. Die Organisation vorab übernahm die Projektleiterin Andrea Schauperl. Auf der einen Seite stand sie den Studenten den ganzen Tag treu zur Seite. Andererseits trug sie durchgehend eine leuchtend rote Mappe unter dem Arm und prüfte die Studenten, um sie anschließend für ihre erbrachten Leistungen zu benoten.

Eine der bunten Stationen war der "gesunde Frühstückstisch": In einer kleinen Vorstellungsrunde machten sich Buben und Mädchen mit den zwei Studierenden, die ihnen das Thema näher bringen wollen, bekannt. Um es den jungen Schülern und Schülerinnen möglichst gut zu veranschaulichen, wurden nicht nur Poster und Mindmaps aufgehängt, sondern auch verschiedene Nahrungsmittel präsentiert. Die Kinder arbeiteten motiviert mit und konnten ihr Staunen kaum zurückhalten, als sie erfuhren, dass in vielen Fleischprodukten Zucker steckt. Auch auf die Frage, wie Butter denn hergestellt wird, wissen viele nicht Bescheid. "Es ist eine vollkommen neue Erfahrung, zusammen mit den Jüngsten unter uns einen solchen Tag zu erleben. Die Neugier der Kinder ist ansteckend", sagte Markus Hornrieder, Student im dritten Semester, mit einem Schmunzeln. "Einige wissen viel zu wenig über die Landwirtschaft. Daher ist es heute unsere Aufgabe im Rahmen des Erlebnistages zu informieren - gerade die Kinder. Diese sind doch unsere Zukunft und daher die wohl wichtigste Zielgruppe von allen."

Und auch der Spaß kam an diesem aufregenden Tag nicht zu kurz. In einer Scheune konnten die Drittklässler einen Schubkarren-Führerschein erwerben, an einer anderen erfuhren sie, wie aus Kartoffeln Pommes Frites werden. "Aber am besten hat mir das kleine Kälbchen gefallen", stellte der neunjährige Schüler Joshua Schmidt fest. "Wir haben heute sehr viel gelernt. Der ganze Tag hat mir großen Spaß gemacht und ich würde es am liebsten sofort wieder erleben."

Der Erlebnistag auf dem Bauernhof brachte alle Beteiligten näher zusammen und neben der ein oder anderen Überraschung, die es für die Kinder gab, stand der Spaß und die Lust am Lernen im Vordergrund. Wer nach den fast vier Stunden Lernen und Spielen noch hungrig war, durfte den hauseigenen Hofladen besuchen. Diesen betreibt die Familie Schlammerl seit dem Jahr 2011.

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