Maisach:Von den Schmerzen ablenken

Karlhans Benz

Karlhans Benz

(Foto: Günther Reger)

Seit 35 Jahren engagiert sich der Verein "Krebskranken Kindern helfen"

Von Anna Landefeld-Haamann, Maisach

Es war kurz vor Weihnachten 1983, als Karlhans Benz und sein Freund Manfred Keller von etwas hörten, was sie zutiefst erschütterte: Eine Familie in Gernlinden hatte ein Haus gebaut. Sie war aber in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil sie den Sohn, der an Krebs erkrankt war, zuhause betreuen mussten. "Der Wohnzimmerboden war nur Erde, weil kein Geld mehr für den Bodenbelag da war. Die Wände waren unverputzt", erinnert sich Benz. Noch am selben Abend schnappte er sich sein Adressbuch und begann zu telefonieren. Am Morgen hatte er über 7000 Mark von Politikern, Freunden und Bekannten gesammelt.

Aus der spontanen, vorweihnachtlichen Aktion vor 35 Jahren ist eine Lebensaufgabe geworden. Es war die Geburtsstunde des Vereins "Krebskranken Kindern helfen im Landkreis Fürstenfeldbruck". Mittlerweile unterstützen 100 Mitglieder Kinder zwischen 10 und 14, viele von ihnen über mehrere Jahre hinweg. "Wir wollen ihnen die schlimme Zeit leichter machen und sie ein wenig von Krankheit und Schmerzen ablenken", sagt der 79-jährige Vereinsvorsitzende Benz. Der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung möchte den Verein unterstützen. Die meisten Wünsche der Kinder sind bescheiden - mal eine Puppe, einen CD-Player oder einen Christbaum zu Weihnachten. Benz erinnert sich nur an einen Fall, bei dem er streng wurde und Nein sagte: "Ein Handy für mehrere hundert Euro? Auf keinen Fall." Doch es gibt durchaus größere Projekte, an sich denen der Verein finanziell beteiligt - an therapeutischen Reitstunden oder ärztlichen Behandlungen, deren Kosten von keiner Krankenkasse übernommen werden.

In mehr als drei Jahrzehnten haben sich auch Traditionen herausgebildet. Eine der schönsten ist der jährliche Besuch im "Circus Krone" mit allen Kindern samt Familien und Freunden. Die meisten Spenden sammelt der Verein bei den Wild- und Fischessen im Herbst, zu denen nicht nur die Mitglieder kommen, sondern auch Brucker Vereine und Politiker wie die ehemalige CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt oder Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet (CSU). Für das kommende Frühjahr hat Benz ein Benefiz-Fußballspiel geplant: Der TSV Gernlinden gegen den TSV 1860 München. "Das wird die Kinder sehr freuen", weiß Benz, denn unter ihnen sind einige Fans des Münchner Clubs.

"Krebs ist eine heimtückische Krankheit", sagt Karlhans Benz. Und doch erinnert er sich nur an einen Sterbefall und der geht ihm immer noch sehr nahe: "Schlimm war das, sehr schlimm. Sie hat furchtbare Schmerzen gehabt." Das Mädchen hatte Knochenkrebs, konnte sich am Ende nicht mehr bewegen. Sie verstarb während einer OP. Auf der Fraueninsel im Chiemsee wurde sie von den Ordensschwestern des Benediktinerklosters beerdigt. "Wenn's Zeit wird, dann wird es Zeit", sagt Benz und schweigt ein Weile.

Benz selbst ist gesundheitlich sehr angeschlagen. Nach zwei Schlaganfällen fällt ihm das Laufen schwer. "Ich bin einfach nicht mehr mobil und auf fremde Hilfe angewiesen. Aber es hätte mich auch viel schlimmer treffen können", erzählt er. Dennoch macht ihm seine Gehbehinderung die Vereinsarbeit beinahe unmöglich. Ein Nachfolger aber fand sich bislang nicht. Derweil erledigt Benz das meiste übers Telefon. Die Kinder rufen ihn oft an oder schicken ihm Fotos. Das freue ihn immer sehr. Zu Weihnachten will Benz die Kinder und ihre Familien wieder zu sich nach Gernlinden einladen. Gemeinsam mit ihnen Plätzchen essen, singen und die Krankheit für ein paar Stunden vergessen.

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