Maisach:Simulierte Landtagsdebatte

Maisacher Schüler diskutieren über ein Gesetz zum Verbot von Alkohol

Von Karl-Wilhelm Götte, Maisach

Der Schüler Markus Vetterl hat sich bei den CSU-Granden einiges abgeschaut. Beim Planspiel "Der Landtag sind wir" der Orlando-di-Lasso-Realschule Maisach demonstrierte er "die Machtstellung der CSU in Bayern", wie er sagte und bügelte die Grünen in bewährter CSU-Arroganz ab. Hinten saßen seine CSU-Mitstreiter, die johlend und stehend seine Ausführungen beklatschten und den Grünen-Sprecher ausbuhten. Zwei zehnte Klassen der Schule hatten dieses Planspiel zum Thema Alkohol und Jugendschutz im Ausschuss vorbereitet und zeigten dabei erstaunliche Sicherheit im Prozedere. Bis auf fünf Gegenstimmen der Grünen wurde der Antrag der Freien Wähler zur Bekämpfung des übermäßigen Alkoholkonsums und die hierdurch bedingte Begleitkriminalität sowie Gesundheitsgefährdung Jugendlicher mit großer Mehrheit angenommen.

Dabei wurde sogar der generelle Verkauf alkoholischer Getränke in der Zeit von 22 bis 5 Uhr verboten. Die SPD wollte dies auf Jugendliche unter 18 Jahren beschränken, scheiterte jedoch mit ihrem Änderungsantrag im Plenum. "Beinahe einstimmig wurde das Gesetz verabschiedet", lobte der Dachauer Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenrath die Schülerinnen und Schüler und staunte nicht schlecht. Weiß er doch, dass die CSU mit ihrer absoluten Mehrheit im Landtag ihre Politik rigoros durchsetzt; wie zuletzt beim umstrittenen Polizeiaufgabengesetz. Die Schüler hatten offenbar Spaß an der politischen Arbeit. "Es wurde schon sehr heftig und kontrovers im Ausschuss diskutiert", hatte Tobias Urbin in der Rolle als Landtagshospitant beobachtet. Ein Presseteam begleitete die Diskussionen mit Tweets. "Dicke Luft zwischen CSU-Abgeordneten", lautete einer. "Harald Schmidtlauch (Freie Wähler) beschuldigt die CSU keine Argumente zu bringen", ein anderer. Auch Donald Trump meldete sich per Tweet zu Wort: "German guys are stupid", schrieb er und forderte: "Alcohol for everyone."

Die Realschüler übten sich gekonnt in parlamentarischer Demokratie. Der junge Landtagspräsident Philipp Schöps leitete die Sitzung souverän. Der Grünen-Sprecher erinnerte die CSU daran, auf die Kompromisse anderer Parteien einzugehen. "Wir haben keine Diktatur", bekräftigte er. Aus dem Landtag berichtete Bernhard Seidenath in der Fragestunde nicht sehr viel. Edmund Stoiber hätte ihn seinerzeit animiert, politisch aktiv zu werden. Der Satz von Stoiber: "Wir waren immer gut, wir sind die Besten", hatte ihn überzeugt. In der Jungen Union sei er nicht gewesen. "Die war mir zu schnöselig", erzählte der 49-jährige studierte Jurist, der seit zehn Jahren dem Landtag angehört. Auch beim neuen Ministerpräsidenten Markus Söder "ist ein Plan da", behauptete Seidenath, der sich im Landtag um Gesundheit und Pflege kümmert.

Die Schülerinnen und Schüler hörten dem gebürtigen Erlanger Seidenath, der sich im Gegensatz zu seinem stark auf die SPD orientierten Elternhaus der CSU anschloss, konzentriert zu. Der Politiker ließ die 59 Zehntklässler, die in wenigen Wochen ihren Schulabschluss machen, aufhorchen, als er vom personellen Pflegenotstand redete, der in Zukunft noch viel schlimmer werden würde. "Jeden Dritten von euch mit Schulabschluss bräuchten wir in der Pflege, sonst droht eine Katastrophe", sagte er nachdrücklich und deutete mit dem Zeigefinger auf die Schüler. Die schienen jedoch nicht sehr beeindruckt zu sein, auch weil sie sich wohl schönere Berufe als einen in der Gesundheitspflege vorstellen konnten.

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