Maisach:Siedlungsdruck und Personalnot

Bürgermeister Seidl begründet Beschluss für Obergrenze bei Flüchtlingen

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Starker Siedlungsdruck, Generationenwechsel in vielen in den Siebzigerjahren entstandenen Siedlungen und der Zuzug von Asylbewerbern haben den Gemeinderat in Maisach dazu bewogen, eine Obergrenze von zwei Prozent Flüchtlingen, entsprechend 300 Personen, zu beschließen. In etwa diese Zahl an Neubürgern wäre in den nächsten Jahren in die Gemeinde gezogen, wenn alle geplanten Baugebiete realisiert worden wären: Diese Pläne hat das Gremium nun gestoppt. Wie Bürgermeister Hans Seidl (CSU) und Amtsleiter Peter Eberlein am Mittwoch bei einer Pressekonferenz erläuterten, stößt die Gemeinde vor allen Dingen bei Betreuungspersonal und Lehrern an ihre Grenzen. "Es ist schon heuer so, dass wir 30 Plätze nicht belegen können wegen Personalmangel", betonte Eberlein. Vernünftige Integration der Flüchtlinge könne dann nicht mehr gewährleistet werden, ergänzte Seidl.

Eigentlich strebt die Gemeinde nach einem Jahrzehnte alten Beschluss ein jährliches Wachstum von einem Prozent an. Lange funktionierte das recht gut. Seit 2013 liegt das Wachstum jedoch jedes Jahr weit darüber, im Schnitt bei etwa 2,3 Prozent. Rechnet man nun die in der Gemeinde untergebrachten Asylbewerber dazu (zurzeit etwa 165, doch voraussichtlich werden es bald knapp 300 sein), und geht davon aus, dass 60 Prozent anerkannt werden, bedeutet das für 2018 "ein Wachstum von 4,09 Prozent, und das ist schon gewaltig", prognostizierte der Amtsleiter. Wie beide verdeutlichten, sind die Flüchtlinge ein von der Gemeinde nicht beeinflussbarer Wachstumsfaktor.

Ein anderer unberechenbarer Faktor, der sich aus der Zugehörigkeit von Maisach zur Boomregion München ergibt, sind die vielen Nachverdichtungen. Befördert hat die Gemeinde die Entwicklung sicherlich mit der Genehmigung des zurzeit im Bau befindlichen Gebäudekomplexes im Ortszentrum. "Die Grundstückspreise sind durch das Ortszentrum explodiert", inzwischen koste der Quadratmeter auch in Maisach 1000 Euro, berichtete Seidl. Dieser Preis freilich bewegt viele Grundeigentümer zum Verkauf an Investoren. Und da es in der Großgemeinde noch einige große Grundstücke gibt, etwa wegen landwirtschaftlicher Betriebe oder als Selbstversorgerimmobilie, lassen sich auf einem einzigen Grundstück viele Wohnungen bauen. Seidl nannte ein Beispiel aus Gernlinden, wo demnächst auf 1500 Quadratmeter mit derzeit einem Einfamilienhaus, bewohnt von einer Person, drei Sechs-Familien-Häuser entstehen sollen. Ähnlich ist es in Maisach: Das riesige Grundstück vom Lagerhaus König soll an einen Investor verkauft werden Alleine hier rechnet die Gemeinde mit 44 zusätzlichen Bürgern.

Als dritten, nicht beeinflussbaren Wachstumsfaktor nannten Seidl und Eberlein die vielen derzeit nur von einer, höchstens zwei älteren Personen bewohnten Häuser in den Eiwo-Siedlungen. Mit der 2016 geplanten Eröffnung des Seniorenheims in Maisach müsse man auch dort damit rechnen, dass einige umziehen und die Gemeinde somit Zuzug von jungen Familien bekommt. All diese Faktoren haben laut Seidl den Beschluss nötig gemacht. "Das ist kein Bauchgefühl, das sind belastbare Zahlen."

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