Maisach:Maßvolles Wachstum

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Die flächengrößte Landkreisgemeinde Maisach hat das Bevölkerungswachstum auf ein Prozent im Jahr begrenzt. Das Ziel wird sogar noch unterschritten

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Mit seinen 25 Ortsteilen, die sich bis zur Landkreisgrenze nach Dachau erstrecken, ist Maisach von der Fläche her die größte Gemeinde im Landkreis. Viel Platz also, um sich zu entwickeln und zu wachsen, sollte man meinen. Um dieses Wachstum näher zu definieren, hat der Gemeinderat schon vor Jahren beschlossen, dass die Bevölkerung in der Großgemeinde mit ihren knapp 13 000 Bewohnern jedes Jahr um ein Prozent wachsen soll. Doch auch wenn es manchen anders vorkommen mag, da gerade in den vergangenen Jahren mit dem neuen Wohngebiet Maisach-Ost und den Wohnhäusern am Gut in Gernlinden einige Neubauten entstanden sind und es dadurch einige Zuzüge gab: Wenn man die Einwohnerzahlen mit dem selbst auferlegten Wachstumsziel vergleicht, zeigt sich schnell, dass es nur in wenigen Jahren erreicht wird. Nimmt man also den Durchschnitt mehrerer Jahre, bleibt das tatsächliche weit unter dem angestrebten Bevölkerungswachstum. Für die gewerbliche Entwicklung haben die Kommunalpolitiker freilich keine Wachstumsquote vorgegeben. Hierfür sind laut Flächennutzungsplan nur noch kleinere Flächen in den Gewerbegebieten in Maisach an der Frauenstraße sowie in Gernlinden an der Ganghoferstraße (40 000 und 25 000 Quadratmeter) vorgesehen.

Allerdings hat auch so ein Flächennutzungsplan (FNP) keine in Stein gehauene Gültigkeit. "Ein Flächennutzungsplan ist nur eine Absichtserklärung", betont Andreas Meßner aus dem Bauamt im Rathaus. Die Entscheidung darüber, wo was gebaut werde, müsse letztendlich immer der Gemeinderat treffen und dann mit einem Bebauungsplan festlegen. Und selbst der muss dann noch einmal vom Landratsamt genehmigt werden. In Maisach jedenfalls ist der FNP, in dem Bereiche für die Wohnbebauung in den einzelnen Gemeinden festgelegt wurden, schon sechs Jahre alt. Die Festlegung traf der Gemeinderat im Rahmen der achten Änderung des FNP, inzwischen ist man bei der 25; allerdings bezogen sich diese Änderungen meist auf kleine Flächen. Es zeichnete sich also ab, dass der Flächennutzungsplan hinsichtlich der Wohnbebauung demnächst erneuert werden sollte. Deshalb wurden Anträge auf Neuausweisungen seit etwa einem Jahr zurückgestellt und nicht bearbeitet. Ende September werden sich die im März neu gewählten Gemeinderäte zu einer Klausurtagung treffen und den Umfang sowie die Zeitschiene für die künftige Bebauung mit Wohnhäusern festlegen. Sie sollen dann in der voraussichtlich 26. Änderung des FNP festgelegt werden. Wobei eines laut Bürgermeister Hans Seidl klar sein dürfte: "Die Schwerpunkte liegen auf dem S-Bahn-Ast." Also in den Orten Maisach, Gernlinden, Malching und Germerswang, das nahe des S-Bahnhofs Malching liegt. Für die kleineren Ortsteile gehe es nur darum, Platz für genug Wohnhäuser zu schaffen, dass die Jungen ihren Heimatort nicht verlassen müssen.

SZ Grafik (Foto: N/A)

Nach dem aktuell gültigen FNP sind in Maisach der zweite Bauabschnitt Maisach-Ost und zwei Flächen an der Birken- sowie an der Zangenmeisterstraße für allgemeine Wohngebiete vorgesehen, in Gernlinden die große Wiese westlich der Josef-Poxleitner-Straße. Dass so ein Flächennutzungsplan auch geändert werden kann, zeigt zum Beispiel eine Diskussion im Gemeinderat vor einigen Jahren. Damals ging es um die künftige Bebauung an der Josef-Poxleitner-Straße. Die Überlegung, auch einen Streifen östlich der Straße miteinzubeziehen, fand bei den Kommunalpolitikern durchaus Anklang. In Ermangelung einer leistungsfähigen Umgehungsstraße sind diese Ideen allerdings auf Eis gelegt worden. Und das Beispiel Malching zeigt, dass nicht alles, was im Flächennutzungsplan als potenzielles Wohngebiet ausgewiesen ist, auch dazu wird. An der Sportstraße dezimierte die Hochwassergefahr das Gebiet zwischen Sport-, Dorfstraße und Bahnlinie auf die Hälfte der vorgesehenen Fläche; ein zweites allgemeines Wohngebiet ist laut FNP am westlichen Ortsrand an der Moorwiesenstraße vorgesehen. In Germerswang ist dafür ein großzügiger Bereich zwischen Kohlstatt- und Frauenstraße eingeplant.

Ob das alles aber so kommt, wie der aktuelle Flächennutzungsplan es ausweist, daran zweifelt Meßner. Und verweist - neben der bevorstehenden Klausurtagung - auf eine weitere Möglichkeit, die der Gemeinderat hat, nämlich den FNP zu ändern und gleichzeitig einen Bebauungsplan aufzustellen. Von daher sei die Aussagekraft des Flächennutzungsplans begrenzt. Für den Bürgermeister ist vor allen Dingen in den kleineren Orten ein "organisches Wachstum" wichtig, deshalb legte sich der Gemeinderat auch auf e in Prozent Wachstum fest. Vergleicht man aber die Bevölkerungsentwicklung zwischen den Jahren 2000 und 2010 von 12 086 auf 12 896 Anwohner, ist schnell klar, dass nicht einmal dieses Wachstum erreicht wird. Dabei benötige die Kommune mehr, vor allen Dingen junge Einwohner, um den demografischen Wandel aufzufangen. Dass Maisach für junge Familien, insbesondere mit mehreren Kindern attraktiv ist, berichtete Seidl vor einiger Zeit bei einer Veranstaltung der Frauen-Union. Er habe inzwischen einige Familien kennengelernt, die neu nach Maisach gezogen seine, weil sie das Betreuungsangebot für Kinder so attraktiv und bezahlbar gefunden hätten. In der Kommune gibt es nämlich sehr großzügige Rabatte für Geschwisterkinder. Allerdings hat der Gemeinderat die Beiträge für Kindergarten und Hort erhöht und die Geschwisterrabatte reduziert.

© SZ vom 13.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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