Maisach:Geschichte lebendig gemacht

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Geringe Ausbeute: Weil die Siedlung aufgegeben wurde, hat die Grabung nur wenige Funde erbracht. (Foto: oh)

Arbeitskreis präsentiert seine Ergebnisse

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Dass Hunderte völlig abgemagerter KZ-Häftlinge kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von SS-Wachleute durch Überacker getrieben worden sind, steht in keiner Pfarrerschronik. Dieses Weglassen von Tatsachen, die Zeitzeugen zufolge keinem aus dem Ort verborgen blieben, ist am Mittwochabend bei der Vorstellung des neuen "Meisaha", dem alljährlich erscheinenden Heft zur Geschichte Maisachs, kurz aber deutlich kritisiert worden. Davon abgesehen lieferten die sieben Autoren des achten Bandes mit Beiträgen über die Geschichte der Großgemeinde Maisach den 25 Anwesenden wieder viel Wissenswertes, etwa über die ehemalige Ziegelei von Rottbach, die frühmittelalterlichen Funde bei den Ausgrabungen im Ortszentrum oder die sehr lange dauernden Bemühungen der Oberlappacher, in ihrem Ort eine Wirtschaft betreiben zu dürfen.

Die ehrenamtlichen Autoren des von der Gemeinde Maisach finanzierten Heftes sitzen hinter einem langen Tisch im katholischen Pfarrsaal. Ihnen gegenüber sitzen in drei Stuhlreihen interessierte Maisacher, ein paar Zeitzeugen, Gemeinderäte, Bürgermeister Hans Seidl sowie Pfarrer Terrance Palliparambil. An der Stirnseite des Raumes, dort wo die Besucher mit Sekt und Erfrischungsgetränken begrüßt werden, sitzen drei junge Musiker mit ihren Instrumenten: das Trio des Akkordeonorchesters Maisach musiziert zur Begrüßung und zwischen der Vorstellung der einzelnen Kapitel. Stefan Pfannes, der als Archivar, gebürtiger Rottbacher und Gemeinderat prädestiniert ist, bei dem Arbeitskreis mitzuwirken, begrüßt die Gäste. "Maisach strahlt aus", schließt er mit dem Kulturreferenten aus Egenhofen. Damit spielt er darauf an, dass die Nachbargemeinde unlängst die zweite Ausgabe eines ähnlichen Heftes herausgegeben hat. In Maisach haben sich die sieben geschichtsinteressierten Autoren anlässlich der 1200-Jahr-Feier 2006 zusammengefunden. 2009 erschien dann das erste "Meisaha" in einer Auflage von 500 Stück.

In der neuesten Ausgabe beschreibt Fritz Aneder auf drei Seiten die eingangs erwähnten Ausgrabungen. Der Leiter des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte im Historischen Verein Fürstenfeldbruck wertet die Befunde aus dem fünften bis neunten Jahrhundert als Beleg für eine bäuerliche Siedlung, die schließlich verlassen wurde. "Es muss eine friedliche Zeit gewesen sein, kein Brand, kein Krieg." Im 20. Jahrhundert spielt Pfannes' Geschichte der Ziegelei, in der man unter anderem erfährt, dass damals neben den Rottbachern auch Arbeiter aus Italien dort beschäftigt waren. Anna Ulrike Bergheim beschreibt den "Bierdurst der Oberlappacher". Karl Muth befragte Zeitzeugen aus Überacker zur die Ankunft der Amerikaner 1945. Und erfuhr dabei vom Marsch der KZ-Insassen. "Keiner der Pfarrer hat das in seiner Chronik erwähnt" kritisiert er erschüttert. Da erscheint Helga Rueskäfers Text über Maisach 1966 schon versöhnlicher. Ihr Fazit: "Es sind eigentlich dieselben Probleme wie heute." Das Heft kann im Rathaus, den Banken und auf dem Maisacher Advent gekauft werden.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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