Metallgießer:Gegen falsche Vorstellungen

Lehrlinge

Claus Seemeier ist Metallgießer und findet nur noch schwer junge Menschen, die den Beruf erlernen wollen.

(Foto: Günther Reger)

Metallgießer Claus Seemeier grenzt seinen Beruf von der Industrie ab

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Wenn Künstler Plastiken erschaffen ist das der erste Akt eines schöpferischen Prozesses. Den zweiten Akt übernehmen dann Handwerker, nämlich gelernte Metallgießer. Denen ist es vorbehalten, aus einer Vorlage einen Guss zu machen, der genau dem entspricht, wie ihn sich der Künstler gewünscht hat. Dass für diesen handwerklichen Akt auch eine ganze Portion Kreativität und Vorstellungskraft nötig sind, davon ist Claus Seemeier überzeugt. Der Metallgießermeister, der seit fünf Jahren die Kunstgießerei Herbich im Maisacher Ortsteil Gernlinden führt, sieht der Zukunft seines Handwerks allerdings mit mulmigem Gefühl entgegen. Denn das Interesse an diesem Beruf lässt nach, ob sich in diesem Jahr noch ein neuer Lehrling findet, ist offen.

Claus Seemeier spricht sehr deutlich an, was ihn und viele Handwerker bewegt, wenn sie sich auf die Suche nach Lehrlingen begeben: "Das Berufsbild wird falsch dargestellt", kritisiert er die Arbeitsvermittlung, über die sein Lehrstellenangebot läuft. Dort werde Bewerbern der Beruf des Metallgießers so dargestellt, als werde unter industriellen Bedingungen gefertigt. "Mit Industrie hat das Ganze aber überhaupt nicht zu tun", sagt der Firmenchef. Seinen Beruf unterscheidet von einer Serienproduktion schon die Qualifikation. "Der Lehrling muss dreidimensional denken können, er muss kreativ sein. Es ist das handwerklich-künstlerische Element, das Individuelle, das die Tätigkeit attraktiv macht, aber auch der Umgang mit Künstlern, die ihre Entwürfe zum Gießen bringen.

Seit 20 Jahren bildet Seemeier aus und hat in dieser Zeit auch Bewerber um eine Lehrstelle kennengelernt, "die sonst keine bekommen hätten". Seemeier war im Prüfungsausschuss der Innung und an der Fachschule für Metallgießer tätig. Als großes Problem sieht er an, dass viele Betriebe gar nicht ausbilden wollen, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Kein Wunder, wenn der Lehrling jedes Jahr nur höchstens die Hälfte der Zeit im Betrieb ist. Die ander Hälfte ist er in der Berufsschule, im Urlaub - oder krank. "Und Zuschüsse für die Ausbildung gibt es auch keine mehr", sagt er. Der Metallgießer, der die Vorstellungen von Künstlern umsetzt, ist für Claus Seemeier "ein Beruf am Aussterben". Viel Hoffnung schwingt in seinen Worten nicht mit.

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