Maisach:Gegen Fahrverbote und blaue Plaketten

Der Fürstenfeldbrucker IHK-Ausschuss lehnt Pläne ab, wegen der Luftreinhaltung nur noch vermeintlich saubere Fahrzeuge in die Münchner Innenstadt zu lassen. Ein Germeringer Unternehmer ist da ganz anderer Meinung

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Wie nach München kommen, wenn dort Fahrverbote wegen zu schlechter Luft erlassen werden? Eine Frage, die sich nicht nur viele Pendler stellen, seit jüngst über drastische Maßnahmen zur Luftreinhaltung gesprochen wird. Auch die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) möchte dazu Stellung beziehen und hat als erstes seiner Gremien den Regionalausschuss Fürstenfeldbruck um eine Stellungnahme gebeten. In der Sitzung in Maisach lag den Unternehmern ein Beschlussvorschlag vor, der jedoch nicht die ungeteilte Zustimmung erfuhr. Und das lag vor allem am stellvertretenden Vorsitzenden des Regionalausschusses, dem Germeringer Jürgen Biffar.

Fahrverbote, City-Maut und vor allem die gefürchtete "Blaue Plakette", die für Motoren der neuesten Euro-6-Norm vergeben wird, bereiten der Unternehmervertretung im Großraum München Sorgen. Eine City-Maut, also beschränkte Zufahrtsmöglichkeiten in die Innenstadt, lehnt die IHK ohnehin ab, und eine schnelle Einführung der blauen Plakette "würde den Wirtschaftsstandort München beschädigen", wie es in der Beschlussvorlage für die Fürstenfeldbrucker Gremiumsmitglieder heißt. Wenn überhaupt, würde das Ganze nur mit "angemessenen Übergangsfristen" gehen, und es müsse Ausnahmeregelungen geben. Denn betroffen von Fahrverboten wären die allermeisten Autos, Lastwagen und Busse mit Dieselmotoren, aber auch Benziner. "Die Einführung einer blauen Plakette würde zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr als 90 Prozent aller Dieselfahrzeuge aus der Münchner Innenstadt aussperren", behauptet die IHK.

Jürgen Biffar, Chef der Germeringer Firma Docuware, wäre das ganz recht. Er gilt ohnehin als Anhänger der Elektromobilität und stellte dies in seinem Diskussionsbeitrag erneut unter Beweis: "Es ist vielleicht gut, wenn die Städte so etwas beschließen." Damit befürwortete er die härtesten aller Maßnahmen, die zur Verbesserung der Luft führen könnten. Er sieht ein solches Signal eher an die Automobilindustrie gerichtet als an die Pendler oder Unternehmer. "Die Automobilwirtschaft kann gar nicht genug Druck bekommen, in die Elektromobilität zu investieren", sagte Biffar. Diese Entwicklung gehe ihm viel zu langsam, es sei Zeit, dass etwas vorangehe: "Wir tun der Wirtschaft keinen Gefallen, wenn wir so weitermachen wie bis jetzt." Es gelte, Fahrverbote zu unterstützen, statt sie zu bekämpfen.

Hilmar Rudloff von der in Maisach ansässigen Eloma GmbH vertrat die entgegengesetzte Position. Seiner Meinung nach werde nicht Druck auf die Autoindustrie ausgeübt, sondern auf die privaten Pkw-Besitzer: "Es werden Werte vernichtet", kommentierte er die Aussicht, dass viele erst kürzlich beschaffte Autos nicht mehr nach München fahren dürften. Dass es in München nur zwei Stellen gebe, an denen die Schadstoffobergrenzen überschritten würden, nämlich an der Landshuter Allee und am Stachus, führt ihn zu der Überlegung, ob nicht die Messpunkte falsch gewählt seien. Denn an anderen Messstellen im Stadtgebiet würden die Grenzwerte nicht überschritten.

Biffar dagegen ist der Meinung, dass es nur mit entsprechendem Druck gelinge, die Diesel- und Benzin-Autos abzuschaffen. Für sie sieht er keine Zukunft mehr: "Es werden keine Verbrennungsmotoren mehr gebraucht in diesem Land." Es müsse alles dafür getan werden, den "dringend notwendigen Strukturwandel zu beschleunigen, um international keine Wettbewerbsnachteile zu haben", sagte Biffar und nannte die Anstrengungen Chinas beim Aufbau der Elektromobilität als Beispiel.

Letztlich bekam der Germeringer Firmenchef für seine Position nur die Unterstützung von Klaus Hiedels aus Fürstenfeldbruck (Schleifring und Apparatebau GmbH). Die übrigen Ausschussmitglieder stimmten für die Resolution aus München.

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