Maisach:Frage des Standpunkts

Polizeichef vergleicht Kriminalstatistiken

Von Ariane Lindenbach, Maisach

"Früher war alles besser." Unter dieses Motto, das allerdings ironisch gemeint war, hat der Vizepräsident des Polizeipräsidiums München, Werner Feiler, seinen Vortrag über die bayerische Polizeistatistik für das Jahr 2016 gestellt. Die Maisacher CSU hatte Feiler für ihre Veranstaltungsreihe "Info-Direkt" nach Gernlinden eingeladen. In der Gaststätte Essraum sprach der Polizeichef vor etwa 30 Zuhörern. Der Titel auf dem grünen CSU-Plakat lautete: "Wie sicher ist Bayern?" Die Ankündigung versprach Antworten auf Fragen wie: "Können wir uns im Freistaat noch sicher fühlen, was hat sich in den letzten Jahren geändert und schlägt sich das auf die Stimmung unserer Bevölkerung nieder?"

Doch statt einer intelligenten Analyse der jüngsten Polizeistatistik erwartete die Zuhörer ein wenig pointiertes Herunterrattern der bayerischen sowie der Münchner Zahlen zur Kriminalität der letzten Jahre. "Dieses Jahr 2016 hat uns sehr gefordert", bekennt Feiler eingangs. Er nennt etwa die Übergriffe in Ansbach und Nürnberg an Silvester 2015, den Amoklauf in München im Sommer sowie die große Bedrohungslage in der Landeshauptstadt in der Silvesternacht 2016. Solche Ereignisse, zusammen mit der allgemeinen Nachrichtenflut aus aller Welt, ließen bei vielen Menschen den Eindruck entstehen, die Sicherheit in Bayern sei nicht mehr gegeben. "Ich werde versuchen, Ihnen anhand von Zahlen zu belegen, dass es nicht so ist", fuhr Feiler dann fort. Und öffnete auf seinem an einen Projektor angeschlossenen Notebook die Polizeiliche Kriminalstatistik Bayern 2016. (Im Internet zu finden unter www.polizei.bayern.de/content/6/4/9/pks_pressebericht_2016.pdf.)

In der folgenden Stunde präsentierte Feiler eine Menge Zahlen, darunter die von 2016, 2015 sowie von 2007. Das Beispiel der Straftaten in Bayern sollte erläutern, welche Botschaft der Vizepräsident transportierte: Im Vorjahr gab es insgesamt 614 520 Delikte. 2015 waren es mit 594 899 zwar weniger, aber wenn man die Zahlen mit 2007 vergleicht, als 649 910 Delikte erfasst wurden, ist das immer noch ein deutlicher Rückgang. In dieser Art verfuhr der Referent mit der gesamten bayerischen und der Münchner Statistik. Der Trend bei den meisten präsentierten Zahlen folgt jenem, den Feiler auch bei den Gesamtzahlen verdeutlicht: Im Vergleich mit 2015 hat die Kriminalität im Vorjahr zugenommen. Vergleicht man aber die Zahlen von 2016 mit jenen vor zehn oder sogar 20 Jahren, sind sie in fast allen Bereichen gesunken.

Für den Landkreis und die Gemeinde Maisach hatte Feiler nicht so viele Zahlen dabei. Im Landkreis ist die Kriminalität gegenüber dem Vorjahr um 15,1 Prozent gestiegen, hat aber im Zehn-Jahres-Vergleich um zehn Prozent abgenommen. In Maisach wurden 2016 insgesamt 446 Delikte registriert: Es gab 25 Fälle von Wohnungseinbruchsdiebstahl (2015 waren es acht), 52 einfache Körperverletzungen (24) und 82 Diebstähle (47).

Am Rande des Statistikmarathons plauderte Feiler dann doch ein bisschen aus dem Ermittler-Nähkästchen: Versuchten Kriminelle noch vor kurzem mit dem Enkeltrick gutgläubige Senioren um ihr Geld zu bringen, tarnen sich die Betrüger nun als falsche Polizisten oder Handwerker. Bei den Enkeltrick-Ganoven gelang es der Polizei dank der Kooperation mit polnischen Kollegen Ende 2016, ein maßgebliches Callcenter zu identifizieren. Die Münchner wussten, wo die Betrüger sitzen, und gaben den Tipp an die Kollegen weiter. Auch jetzt weiß die Münchner Polizei laut Feiler, aus welchem Land die Anrufe der falschen Polizisten in Deutschland kommen. Doch dieses Mal ist es schwieriger, denn sie kommen aus der Türkei. Da sei die Zusammenarbeit momentan schwierig. Aber man hoffe auf Besserung, nun, da das Verfassungsreferendum beendet ist.

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