Maisach:Ein Obolus für Fundtiere

Unterschriftenübergabe

Heidi Minderlein übergibt Vizebürgermeister Roland Müller den Brief an die Rathauschefs im Landkreis.

(Foto: Günther Reger)

Die Tierfreunde Brucker Land fordern von den Städten und Gemeinden des Landkreises zur Finanzierung ihrer Auffangstation in Maisach eine Jahrespauschale von 50 Cent je Bürger. Sonst wird die Einrichtung geschlossen

Von Gerhard Eisenkolb, Maisach

Heidi Minderlein, die Vorsitzende des Vereins Tierfreunde Brucker Land, schlägt Alarm. Ihr Verein sieht sich personell und finanziell nicht mehr in der Lage, die Tierauffangstation in Maisach weiter zu betreiben, wenn die Städte und Gemeinden im Landkreis diese Leistung nicht mit einer Jahrespauschale in Höhe von 50 Cent pro Einwohner unterstützen. Das wären etwa 107 000 Euro im Jahr. Geschieht das nicht, muss die Auffangstation im ehemaligen Wasserhaus von Überacker voraussichtlich im kommenden Jahr geschlossen werden.

"Ehrenamtlich ist das nicht mehr zu schaffen", beteuerte die Vorsitzende am Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz im Maisacher Rathaus. Die Forderung der Tierschützer ist begründet. Schließlich sind Gemeinden laut dem Tierschutzgesetz dazu verpflichtet, Fundtiere entgegenzunehmen und diese ordnungsgemäß unterzubringen, zu füttern sowie zu betreuen und bei Bedarf auch tierärztlich zu versorgen.

Kann eine Kommune dieser Aufgabe nicht in eigenen Einrichtungen nachkommen, muss sie die Fundtiere geeigneten Personen oder Stellen übergeben und für deren erforderliche Aufwendungen aufkommen. Diese Verpflichtung erstreckt sich allerdings nicht auf herrenlose Tiere. Als herrenlos gelten eine Katze oder ein Hund dann, wenn sich innerhalb einer Frist von vier Wochen kein Eigentümer gemeldet hat.

Maisachs Zweiter Bürgermeister Roland Müller (CSU) nahm am Mittwoch im Rathaus einen Brief der Vereinsvorsitzenden Minderlein entgegen, im dem die Forderung an die Landkreiskommunen erläutert wird. Müller sagte zu, dass Erster Bürgermeister Hans Seidl das Schreiben an die Rathauschefs der übrigen 22 Landkreiskommunen weiterleiten und für das Anliegen der Tierschützer werben werde.

Mit dem beantragten Geld will der Verein, der seit elf Jahren an der Ortsverbindungsstraße zwischen Maisch und Überacker eine Auffangstation betreibt und dort pro Jahr etwa 300 bis 400 Kleintiere wie Katzen, Vögel, Kaninchen und Hamster aufnimmt, eine hauptamtliche, ausgebildete Tierheimleitung sowie einige Helfer auf 450-Euro-Basis beschäftigen. Laut dem Brief der Tierfreunde unterstützen andere Landkreise und Städte Tierschutzvereine schon seit Längerem mit Pauschalen zwischen 0,50 und 1,50 Euro im Jahr.

Die engagierten Mitstreiterinnen der Vorsitzenden, die am Mittwoch zusammen mit Heidi Minderlein ins Rathaus kamen, sind optimistisch, bei den Bürgermeistern der Landkreiskommunen Gehör zu finden. Schließlich gibt es schon jetzt eine Reihe von Kommunen, die ihrer Verpflichtung nachkommen und für die Unterbringung von Fundtieren eine Tagespauschale von acht Euro bezahlen. Welche Gemeinden nichts bezahlen, wollten die Vereinsvertreter nicht öffentlich bekannt geben. Die den Tierfreunden verbleibenden Kosten werden aus den Beiträgen der 350 Mitglieder sowie über Spenden finanziert.

Einig waren sich die im Rathaus versammelten Tierschützer in zwei Punkten: Einerseits sei, was wiederholt betont wurde, das fast durchgehend mit 150 Tieren belegte Heim im ehemaligen Wasserhaus für den Landkreis unverzichtbar. Andere Vereine oder Tierheime könnten diese Aufgabe nicht übernehmen, hieß es. Die Betreuung der Schützlinge sei nicht länger zu leisten, nur weil einige tierliebende Menschen den Kommunen eine Pflichtaufgabe abnähmen. Heidi Minderlein bezeichnete es unverblümt als "Drecksarbeit", an sieben Tagen in der Woche neun bis zehn Stunden Ställe zu putzen, Tiere zu füttern und zu pflegen. Junge Kätzchen, die nachts gefüttert werden müssen, nimmt sie regelmäßig mit nach Hause. Die Vorsitzende hofft, bis zum Sommer 2017 jemanden zu finden, der ihren Posten übernimmt. Gelingt das, will sie in der Auffangstation weiter mitarbeiten, sich aber nicht in die Vereinsführung einmischen.

Ein zweites Tierheim im Landkreis betreibt der Tierschutzverein Fürstenfeldbruck in der Kreisstadt.

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