Maisach:Der Brückenbauer geht

Maisach: PfarrerGeorg Martin ist ein Menschenfreund.

PfarrerGeorg Martin ist ein Menschenfreund.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Maisacher Priester Georg Martin verlässt die Gemeinde nach 14 Jahren. Er wird in vielen Bereichen fehlen

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Als Pfarrer Georg Martin vor 14 Jahren nach Maisach kam, wurde er mit offenen Armen empfangen, wie er sich noch gut erinnert. Die Maisacher hatten damals schon zwei Jahre lang keinen festen katholischen Pfarrer mehr. Und wenn "der Schorsch", wie ihn viele Maisacher inzwischen nennen, voraussichtlich im September die Gemeinde verlassen wird, um die Pfarrei Ilmmünster und Jetzendorf (Kreis Pfaffenhofen) zu übernehmen, dann werden ihn viele gar nicht gehen lassen wollen. Denn Martin hat sich als feste Größe in Maisach etabliert, egal ob es um Jugendarbeit, Stärkung des Ehrenamts, Ökumene oder generell das zwischenmenschliche Miteinander geht, in letzter Zeit vor allem mit Asylbewerbern. Neben dem Verlust ihres Pfarrers müssen die Maisacher - und Gernlindner - zugleich noch eine zweite große Veränderung hinnehmen: Die Pfarrei Gernlinden und der Pfarrverband Maisach werden zusammengelegt. Der bisherige Gernlindner Pfarrer Terrance Palliparambil ist dann für das gesamte Gebiet zuständig.

"Sehr angenehm" nennt der in Freising geborene Martin seine ersten Eindrücke von Maisach. "Die waren alle sehr froh, dass wieder ein Pfarrer kommt", erinnert sich der 54-Jährige. Dass er nun die Gemeinde wieder verlassen muss, weil das in der katholischen Kirche eben so üblich ist, nimmt er als pflichtbewusster Diener Gottes klaglos hin. Dass ihm der Abschied nicht leicht fällt, ist höchstens an der leicht brüchigen Stimme zu merken. Doch im Ort erzählt man sich, dass Martin seine Versetzung zwei Jahre lang abgelehnt hat, bis ihn seine Vorgesetzten umgestimmt haben. Seiner neuen mit mehr Arbeit verbundenen Aufgabe stellt sich Martin mit dem ihm innewohnenden Pragmatismus: "Ich tue halt, was ich kann, und mehr geht halt nicht."

Eine Geschichte, die den "Pfarrer zum Anfassen", wie ihn Pfarrverbands-Vertreter nennen, gut charakterisiert, ist die des ökumenischen Asylhelferkreises, der vor etwa einem Jahr entstand. "Für mich ist am schönsten, dass die Idee für den Helferkreis in einem katholischen Gottesdienst entstanden ist." Zumal es eine Protestantin gewesen sei, die seinen Aufruf, Flüchtlingen zu helfen, so ernst nahm, dass sie ihn nach der Messe ansprach. Woraufhin man dann gemeinsam den Helferkreis ins Leben rief. "Daran sieht man ganz gut, wie unkompliziert evangelisch und katholisch funktioniert", kommentiert Martin. So etwa auch beim Kirchenasyl, das Martin und der damalige evangelische Pfarrer Stefan Ammon vor ein paar Monaten gemeinsam einem Syrer gewährten. Übrigens: Die Protestantin von damals, Ingrid Sengpiehl-Schlam, wird die Koordination des Helferkreises nach Martins Weggang mit Michaela Wollenberg-Hodges von ihm übernehmen. Der Leiter des katholischen Kirchenchors in Gernlinden und SPD-Gemeinderat Alfons Strähhuber befürchtet dennoch, dass es die Nachfolger des Pfarrers schwerer haben werden, den Helferkreis zu mobilisieren. "In der Asylhilfe war Pfarrer Martin ganz aktiv und das wird uns jetzt fehlen."

Auch das Brückenbau-Projekt, vor einigen Monaten von katholischen und evangelischen Jugendlichen in den beiden benachbarten Pfarrgärten realisiert, ist ein gutes Symbol für die Ansichten des katholischen Geistlichen. Auch wenn er sofort betont, dass die Idee zum Bau des kleinen Teiches mit der darüber führenden Brücke vom Nachwuchs selbst stammte. Und dennoch: "Das ist ein klasse Projekt, die meine Einstellung zur evangelischen Kirche widerspiegelt." Übrigens ist die Zahl der Ministranten mit rund 90 etwa doppelt so hoch wie 2001, schätzt der Pfarrer. Dass er sich auch den Respekt bei den Älteren erworben hat, wird beispielsweise im Aufsatz "Dank an Pfarrer Martin" im aktuellen Pfarrbrief deutlich. "Schorsch Martin hinterlässt einen selbstbewussten, in sich gestärkten Pfarrverband Maisach und wir verlieren nicht nur unseren Pfarrer, sondern auch einen guten Freund." Bleibt noch zu erwähnen, dass Georg Martin acht Jahre Vorsitzender der ökumenischen Nachbarschaftshilfe (NBH) Maisach war, die Stiftung "Menschen in Not" mit dem damaligen NBH-Vorsitzenden Volker Tießler gegründet hat und er auch die Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde als sehr angenehm empfunden hat. Am Sonntag, 2. August, zehn Uhr feiert Martin in St. Vitus seinen Abschiedsgottesdienst.

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